Eine ans Herz gehende Geschichte: Der neunjährige Icare, den alle Courgette nennen, ist der Sohn einer schweren Alkoholikerin, die bei einem Unfall ihr Leben verliert. Courgette kommt ins Heim, wo jedes andere Kind ein eigenes Schicksal kennt: Simon hat Junkie-Eltern, die Mutter von Béatrice wurde nach Afrika abgeschoben, Jububes Mama ist «total gestört», Bettnässer Ahmeds Vater sitzt im Gefängnis, Alice wurde missbraucht; Camille ist Vollwaise, nachdem der Vater zuerst die Mutter und danach sich selber tötete.
Die Kleinen lernen im Heim, wie das Leben geht, wie man miteinander auskommen kann, was Solidarität und Freundschaft heissen. Verblüffend, wie viel Charme und Menschlichkeit die einzelnen Figuren entwickeln.
Was nach Problemfilm tönt, ist Figurentrick vom Allerfeinsten. Tatsächlich schafft es «Ma vie de Courgette», Ernstes leicht zu vermitteln, mit Amüsement ans Herz zu gehen.
Mit Filmsoundtrack von Sophie Hunger
Es hat unter den insgesamt 60 liebevoll-detailliert gestalteten Filmkulissen tolle Szenen für 54 rund 25 Zentimeter grosse Puppen: Rummelplatzplausch mit Geisterbahn und Ballonschiessen, Winterlagerfreuden mit Schlitteln und Kinderdisco, Halloween-Kostümparty.
Gedreht wurde im aufwendigen Stop-Motion-Verfahren (Bild-für-Bild-Aufnahmen). Die Schweizer Musikerin Sophie Hunger hat für «Ma vie de Courgette» ihren ersten Filmsoundtrack komponiert. Das Werk hat offenbar einen Nerv getroffen: «Courgette» wurde zum internationalen Kinoerfolg und mehrfach preisgekrönt.
Ma vie de Courgette
Regie: Claude Barras
CH, 2016 DVD, 66 Minuten(Praesens 2017).