Er war einer der streitbarsten und fleissigsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Joseph Beuys (1921–1986) bleibt zudem in Erinnerung als ein kulturpolitischer Akteur und nimmermüder Debattierer. Sein Beitrag zur documenta 5 in Kassel etwa bestand darin, während Tagen und Wochen mit Interessierten über Kunst zu diskutieren. Unvergess­lich auch die öffentlichen Debatten mit Kollegen, Kritikern oder Studenten wie im Jahr 1970, als er mit dem Zürcher Max Bill auf einem Podium sass und dieser ihn fragte, was er unter Kunst verstehe.

Ausschnitte aus dieser und vielen weiteren Debatten und Aktionen finden sich in Andres Veiels beeindruckendem Porträtfilm «Beuys», der nun als DVD erscheint. Der Dokfilmer erzählt das bewegte Leben des Künstlers wie des Menschen ­Joseph Beuys und erläutert einige von dessen lange als Spleens ­abgetanen Grundthemen. So gründen seine Lieblingsmaterialien Fett und Filz auf biografischen Erlebnissen und Traumata. Seinen Hut trug er, weil er – wie er im Film erklärt – einen «Dachschaden» habe, was buchstäblich zu verstehen ist als Verletzung nach einem Flugzeugabsturz.

Andres Veiels Film lebt von solchen Filmdokumenten, die er höchst kunstvoll collagiert. Es ist diese Montage und ­die musikalische Untermalung, die «Beuys» zu einem Kunst-Film im doppelten Sinn machen. Unter dem Bonus-Material der DVD ist ein Special zur Montagetechnik des Films zu finden.

DVD
Beuys
Regie: Andres Veiel
D 2017
DVD, 107 Minuten
(Impuls 2017).