Generationen von Kindern kennen «Papa Moll» aus den «Junior»-Heften oder den Buchausgaben: bunte Bilder mit komischen Alltagsabenteuern, formal und inhaltlich eher bieder und betulich, Zeichnungen und gereimte Vierzeiler. Das Brave war gewollt. In einer Aktennotiz des Hug-Verlages stand Anfang der 1950er: «Üblicherweise sieht man in Kindergeschichten Figuren, die wundersame Dinge erleben, auf Reisen, im Zirkus, bei Negern etc. In diese Richtung möchten wir nicht gehen.»
Man wollte im Kampf der als «pädagogisch gefährlich» eingeschätzten Schund-Publikationen aus den USA (= Comics) etwas Anständig-Eigenes publizieren. Nämlich «erzieherisch wertvolle Bildergeschichten». Die Organisation Pro Juventute regte den Verlag dazu an.
«Kein Tölpel, sondern ein guter Vater und Ehemann»
Den Auftrag übernahm die Aargauerin Edith Oppenheim-Jonas (1907–2001). Start der lang anhaltenden Comic-Reihe «Papa Moll» war in der Januarausgabe 1953 der gratis abgegebenen Zeitschrift «Junior». Edith Oppenheim-Jonas charakterisierte ihren Haupthelden so: «Vater Moll ist kein Tölpel und kein Narr, sondern ein guter Vater und Ehemann, mit guten und richtigen Grundsätzen, denen er aber – genau wie es allen Vätern geht – infolge gewisser Umstände nicht immer nachleben kann.»
Der Kinofilm, der inzwischen auf DVD erhältlich ist, räumt auf mit dem Angestaubten der gezeichneten Vorlagen. Mitunter nimmt das turbulente Geschehen geradezu anarchische Dimension an. Auf jeden Fall wurde der altbackene Stoff tüchtig aufgepeppt. Eine Blutauffrischung, die dem Ganzen guttut.
Papa Moll (dank Maskenbildnerkunst rundlicher gemacht: Stefan Kurt) ist zuständig für die Qualitätssicherung in der Schoggifabrik Weich & Co. im beschaulichen Murmlikon. Geschäftsführer Stuss (Martin Rapold) drängt auf Produktionssteigerung nach dem Motto «Quantität vor Qualität». Nun sollen übers Wochenende vom bisherigen Erfolgsprodukt für einen chinesischen Abnehmer 10 000 Stück zusätzlich hergestellt werden.
Slapstick und Action im Retro-Look
Weil sich ein Haselnussstück in den Schoggitank verirrt, spielt bald die ganze Produktionsanlage verrückt. Vorarbeiter Glotz (Philippe Graber) ist von der Situation heillos überfordert. Die Fabrik droht in die Luft zu fliegen. Moll wird gerufen, um die Katastrophe abzuwenden.
Dabei hatte er sich auf ruhige Freitage gefreut. Mama Moll ist mit der Frauengruppe ans Wohlfühlwochenende nach Zurzach gefahren. Der Vater ist mit den Kindern im Zirkus, als er in die Fabrik aufgeboten wird. Dummerweise hat ihm Geschäftsführer Stuss seine Kinder Johnny und Jacky anvertraut, zwei gemeine Goofen. Im Zirkus wirds dramatisch mit einem Flug aus der Kanone, einem unfreiwilligen Auftritt von Papa Moll in einer Zaubernummer und einem Dognapping. Zum guten Ende ist nach viel Aufregung alles im Lot.
Gefilmt ist «Papa Moll» in einem fantastischen Vintage- oder Retro-Look. Vom Mief der 1950er ist kaum mehr etwas im Bild. Regisseur Manuel Flurin Hendry betont Slapstick und Action, setzt auf den Humor und die menschliche Wärme seines Titelhelden.
DVD
Papa Moll
Regie: Manuel Flurin Hendry
CH 2017
DVD 90 Min. + Bonus 22 Minuten
(Impuls 2018)