Musikstreams - Gigantische Musikarchive im Internet
Musikliebhaber nutzen zusehends Online-Dienste für das Hören von Musik, ohne diese selbst zu besitzen. Eine Übersicht vom einfachen Gratisangebot bis zur Premium-Bezahl-Offerte.
Inhalt
Kulturtipp 17/2012
Jonas Frehner
Früher hatten jeder und jede eine eigene Plattensammlung. Diese wich immer mehr einer Musikdatenbank auf dem Rechner. Heute ist nicht mal mehr dieses digitale Speichern von Musik nötig: Übers Netz kann man auf Millionen von Songs zugreifen – ohne sie selbst zu besitzen.
Keine Plattensammlung kann mit dem Angebot der Web-Dienste Spotify & Co. mithalten, die teilweise über 15 Millionen Songs im Angebot haben (siehe Kasten). Bei iTunes musste jeder Song g...
Früher hatten jeder und jede eine eigene Plattensammlung. Diese wich immer mehr einer Musikdatenbank auf dem Rechner. Heute ist nicht mal mehr dieses digitale Speichern von Musik nötig: Übers Netz kann man auf Millionen von Songs zugreifen – ohne sie selbst zu besitzen.
Keine Plattensammlung kann mit dem Angebot der Web-Dienste Spotify & Co. mithalten, die teilweise über 15 Millionen Songs im Angebot haben (siehe Kasten). Bei iTunes musste jeder Song gekauft und runtergeladen werden. Online-Musikdienste setzen dagegen nicht auf den Verkauf von Titeln, sondern nur aufs Musikhören. Bei den meisten Plattformen können die Stücke gratis und legal gehört werden. Dies ist möglich, weil der Hörer die Songs nicht besitzt, sondern nur nutzt. Allerdings muss er dafür Werbung in Kauf nehmen.
Einstieg leicht gemacht
Das kostenlose Angebot ist meist zeitlich begrenzt, und nach einigen Songs wird Werbung eingeblendet. Will der Nutzer unbegrenzt und ohne störende Werbeunterbrechung auf die Songs zugreifen und diese auf seinem Smartphone hören, muss er zahlen. Dabei fallen je nach Angebot und Anbieter zwischen 6 und 13 Franken monatlich an. Abgesehen von Spotify ist es bei allen Anbietern möglich, Musik direkt im Browser ohne zusätzliche Software zu hören. Nach einer unkomplizierten Anmeldung kann man loslegen: Musik suchen, Playlists erstellen oder neue personalisierte «Radioprogramme» starten. Sämtliche Dienste streamen die Musik mit hoher Qualität, die CD-Qualität in nichts nachsteht. Einzig Besitzer von High-End-Anlagen müssen beim Klang Abstriche machen.
Spotify
Seit November 2011 ist der schwedische Anbieter Spotify in der Schweiz verfügbar. Als einziger Anbieter vertraut der Marktführer nur eigener Software und lässt sich nicht direkt im Browser anwenden. Durchgehend prägend ist eine starke Vernetzung mit Facebook.
Über die Website des Anbieters muss ein kleines Programm heruntergeladen und installiert werden. Die Anmeldung ist einfach, setzt aber ein Facebook-Konto voraus. Der Nutzer loggt sich mit den Facebook-Log-in-Daten ein und vernetzt somit Spotify direkt mit seinem Facebook-Profil. Aus Datenschutzgründen ist diese Verbindung heikel, da Spotify das Profil benutzt, um Werbung bei Freunden zu machen, und alle abgespielten Songs auf der Pinnwand des Hörers veröffentlicht. Wer das nicht möchte, muss die Option unter Bearbeiten % Einstellungen % «Posten auf Facebook aktivieren» ausschalten.
Spotify hat über 15 Millionen Titel im Angebot, darunter viele von unbekannten Künstlern. Die Benutzeroberfläche ist übersichtlich und einfach zu bedienen. Sekundenschnell sind Künstler gefunden, Playlists erstellt und Apps (wie Empfehlungen des «Rolling Stone»-Magazins) installiert. Mit einem Klick wird die auf dem Computer gespeicherte Musiksammlung importiert.
Die Werbung nach etwa sechs Titeln ist zwar optisch und akustisch störend – im Vergleich zu Simfy jedoch erträglich.
www.spotify.com/ch-de/
Simfy
Der grösste Musik-Streaming-Dienst aus Deutschland ist Simfy. Er nutzt dieselbe Technologie wie Spotify, lässt sich aber direkt im Internet-Browser anwenden. Alternativ kann man auch die Software runterladen und installieren.
Anders als bei Spotify erfolgt die Anmeldung bei Simfy über einen selbst gewählten Benutzernamen und ein Passwort. Bei der Anmeldung wird – auch wenn die Test-Version gewählt wurde – nach Kreditkartendaten gefragt. Wer nur den Gratisdienst benutzen möchte, kann diese Anfrage getrost wegklicken.
Simfy führt sehr einfach ins Programm ein und bietet eine ähnlich übersichtliche Oberfläche wie Spotify. Die Benutzung ist intuitiv. Der deutsche Anbieter verfügt mit 16 Millionen Titeln über eine umfangreiche Datenbank. Bei Independent-Künstlern und Musik aus Skandinavien ist Spotify aber besser. Wie die anderen Anbieter lässt sich auch Simfy mit Facebook, Twitter und Last.fm vernetzen. Das Gratisangebot von Simfy wird häufig durch aufdringliche Werbung in Form von Clips unterbrochen (erstmals nach einem Song). Dazu kommt, dass Simfy das Gratisangebot auf 20 Stunden Musik innerhalb von acht Wochen begrenzt und einige Künstler sperrt.
www.simfy.ch
Grooveshark
Im Gegensatz zu Simfy und Spotify ist Grooveshark eine Online-Community. Grooveshark finanziert die Rechte für die angebotenen Titel ebenfalls über Werbung. Die Community hat jedoch immer wieder Lizenzreklamationen von Plattenfirmen, da sich Grooveshark in einer Grauzone bewegt.
Die Anmeldung mit Benutzernamen und Passwort erfolgt unkompliziert im Browser. Danach kann Musik gesucht, in Playlists abgelegt, angehört und mit der bei Grooveshark wichtigen eigenen Community geteilt werden. Ein spezielles Extra ist das «Grooveshark Radio», welches automatisch passende Titel zu einem Interpreten spielt, die dann mit lachendem oder weinendem Smiley bewertet werden können. Aufbauend auf diesen Bewertungen, passt sich das Radio nach und nach dem Geschmack des Benutzers an.
Die Auswahl von gut sechs Millionen Titeln ist verglichen mit Spotify und Simfy bescheiden. Dafür wird das Gratisangebot von Grooveshark nicht von Werbung unterbrochen. Auf der Seite sind zwar bewegte Werbebanner zu sehen, die das Musikhören aber nicht beeinträchtigen.
www.grooveshark.com