Museum Tinguely Basel: Lust an den Materialien
Das Basler Museum Tinguely stellt die raumgreifenden Installationen des Londoner Künstlers Haroon Mirza vor. Sie spielen mit dem Licht und Geräuschen.
Inhalt
Kulturtipp 12/2015
Letzte Aktualisierung:
29.05.2015
Rolf Hürzeler
Diese Liste der Materialien liest sich wie der Wunschzettel eines Hobbybastlers: Plattenspielerabdeckhaube, Draht, Kupferband, LEDs, Mikrofon und Kabel. Der englische Künstler Haroon Mirza hat all diese Dinge zu einer bestechenden Einheit zusammengefügt – in der rot leuchtenden «LED Circuit Composition». Sie ist in der Ausstellung «Haroon Mirza/ hrm199 Ltd.» im Basler Museum Tinguely zu sehen, die in das Gesamtwerk des Künstlers einführt. Die ...
Diese Liste der Materialien liest sich wie der Wunschzettel eines Hobbybastlers: Plattenspielerabdeckhaube, Draht, Kupferband, LEDs, Mikrofon und Kabel. Der englische Künstler Haroon Mirza hat all diese Dinge zu einer bestechenden Einheit zusammengefügt – in der rot leuchtenden «LED Circuit Composition». Sie ist in der Ausstellung «Haroon Mirza/ hrm199 Ltd.» im Basler Museum Tinguely zu sehen, die in das Gesamtwerk des Künstlers einführt. Die Schau setzt Mirzas Werke in einen Bezug zu avantgardistischen Gestaltern wie Jean Tinguely, Alexander Calder oder Anish Kapoor, die Mirza zum Teil direkt inspirierten.
Elektronische Opern
Das Tinguely Museum entwickelte damit wiederum eine reizvolle Idee, die den Besuch der Ausstellung lohnenswert macht: Mirzas Sound-, Licht- und Medieninstallationen sollen alle Sinne ansprechen.
«Die Kompositionen wirken wie elektronische Opern, Inszenierungen aus dem verwendeten Material und der vorgefundenen Architektur», so begründete das Haus Konstruktiv die Vergabe des Zurich Art Prize 2014 an Haroon Mirza.
Der etwas kryptische Titel der Basler Schau «Haroon Mirza/ hrm199 Ltd.» steht für den Firmennamen. Denn Mirza ist kein Einzelkämpfer. Er arbeitet mit andern Gestaltern in seinem Londoner Atelier zusammen – und mit den Museumsverantwortlichen in Basel. Viele Werke sind ortsspezifisch konstruiert. «Ein wiederkehrendes Motiv ist der ‹Missbrauch›, die kreative Verfremdung von Apparaten», heisst es im Ausstellungstext. Mirza spricht von «selbst bezogenen» Systemen.
Auf die Frage, mit welchen Materialien er am liebsten arbeite, sagt er: «Lötmetall», und überraschender: «Mit den Texten des US-Medienphilosophen Marshall McLuhan». Dessen Jahrhundertworte «Das Medium ist die Botschaft» treffen die Arbeiten von Mirza ziemlich genau.
Haroon Mirza/hrm199 Ltd.
Mi, 10.6.–So, 6.9. Museum Tinguely Basel