«MOTHER AND CHILD» Vom Glück verlassen
Die Schicksale dreier Frauen kreuzen sich im Film von Rodrigo Garcia. «Mother And Child» erzählt von Müttern, auf die wenig Glück wartet.
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Kulturtipp 09/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Urs Hangartner
Es könnte ein Film von Alejandro González Iñárritu sein. Ist es auch, zum Teil: Als Regisseur von zuletzt «Biutiful» hat er zwar auf die verschränkt-verschachtelte Erzählweise bewusst verzichtet. «Mother And Child» erinnert aber gerade an die früheren Iñárritu-Filme, als eben noch «komplizierter» erzählt wurde. Nun: Hier war der mexikanische Ausnahmeregisseur als ausführender Produzent t&...
Es könnte ein Film von Alejandro González Iñárritu sein. Ist es auch, zum Teil: Als Regisseur von zuletzt «Biutiful» hat er zwar auf die verschränkt-verschachtelte Erzählweise bewusst verzichtet. «Mother And Child» erinnert aber gerade an die früheren Iñárritu-Filme, als eben noch «komplizierter» erzählt wurde. Nun: Hier war der mexikanische Ausnahmeregisseur als ausführender Produzent tätig. Die Regie liegt bei Rodrigo Garcia, der seinerseits familiär mit einem besonderen erzählerischen Hintergrund ausgestattet ist, indirekt: Er ist der Sohn von Autor Gabriel García Márquez, dem kolumbianischen Literatur-Nobelpreisträger.
Die Verschränkung in «Mother And Child» funktioniert auf drei Erzählebenen, die miteinander verknüpft sind, die sich in der Vergangenheit und in der Gegenwart kreuzen und Schicksale Einzelner verbinden. Die eine Mutter im Film ist Karen (Annette Bening), die mit ihrer betagten Mutter zusammenlebt. Als 14-Jährige musste Karen ihr ungewolltes Kind zur Adoption freigeben. Beide kennen sich natürlich nicht.
Eine Sehnsucht erfüllt
Karens Tochter Elizabeth (Naomi Watts) ist heute 37 und Single, eine ambitionierte und erfolgreiche Anwältin, unstet bezüglich Wohnsitz, Arbeit und Sex. Kinder will sie keine. Doch es wird eines werden nach dem One-Night-Stand mit ihrem neuen Kanzleichef Paul (Samuel L. Jackson). Dieser wird nichts von seinem Vaterglück erfahren.
Die dritte Frau: Die Afroamerikanerin Lucy (Kerry Washington). Sie kann keine Kinder bekommen und bemüht sich mit ihrem Gatten um eine Adoption. Eine erste Möglichkeit scheitert. Doch beim zweiten Mal klappts. Lucy wird das dunkelhäutige Kind annehmen können. Es ist das Kind von Elizabeth, die bei der Geburt starb.
Bei der Adoptionsstelle der katholischen Schwestern sind sowohl Briefe von Karen wie von Elizabeth hinterlegt, die auf Wunsch eine jeweilige Kontaktaufnahme möglich machen. Elizabeths Brief allerdings wurde verlegt. Als er auftaucht, zufällig, wird Karen verständigt. Doch es ist zu spät. Karens bitteres Fazit: «Elizabeth wäre noch immer am Leben für mich, wenn ich sie nicht gesucht hätte.»
Die jahrzehntelange Sehnsucht nach ihrer leiblichen Tochter hat sich nicht mehr erfüllen können. Ein Jahr später trifft sie, die ihre Tochter verloren hat, ihr Enkelkind. Ein kleiner Trost in der nächsten Generation für Karen.