«Glückwunsch, Christina, du hast die Popcharts erreicht!» Die deutsche EMI-Dame spricht ihre Worte in der Pariser Salle Gaveau nicht ohne Hintergedanken aus. Christina Pluhar soll sich mächtig über Deutschlands Klassikfachblatt «Fono Forum» geärgert haben. Dort hatte man gefragt, ob Klassikjournalisten wegen der poppigen Grundbeats der CD «Los Pájaros Perdidos» noch über die österreichische Lautenistin und Harfenistin schreiben sollen. Die Klassik im Feindesland Pop?

Nichts scheint die Barockspuren-Sucherin mehr zu interessieren als die Mischung der Musikstile und der Einfluss des Barocks auf die traditionelle Musik – und umgekehrt. Dieses Interesse gipfelte in der neuen CD: Pluhar und ihr Ensemble Arpeggiata spielten südamerikanische Volkslieder ein und vertrauten dabei auf traditionelle Instrumente. «Es ist ein Happening zwischen den Instrumentenfamilien: Cousins, die sich verloren haben, treffen sich wieder!», sagt Pluhar. Und trotz der ohrenfälligen südamerikanischen Rhythmusinstrumente deutet Pluhar mit Barockinstrumenten immer wieder auf ihre Wurzeln.

Die Unterschiedlichkeit der ausgewählten Stimmen ist geradezu unheimlich. Pluhar hat Volks- und Opernsänger zusammengefügt, die wegen ihrer Charakteristik auf keiner Opernbühne zusammengehen könnten – eine Besetzung wie in einem Film Pedro Almodóvars.


[CD]
Christina Pluhar
Los Pájaros
Perdidos
(Virgin/EMI 2012).
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