Sophie Taeuber-Arp, die Frau auf der 50-Franken-Banknote, hat als Multitalent wesentlich zum Aufbruch in die Moderne beigetragen: Malerin und Zeichnerin, Tänzerin und Designerin, Choreografin und Lehrerin sowie Architektin und Objektkünstlerin. Schon in ihrer «Verti-
kal-horizontalen Komposition» (1916) bestimmte die systematische Verwendung von Quadrat und Rechteck den rein geometrischen Bildaufbau. Taeuber-Arp gehörte als erste Frau zu den Mitbegründern des Konstruktivismus und zu den Wegbereitern der konkreten Kunst.
Eingang in die Fachliteratur fand sie erst mit 35 Jahren, als sie von ihrem Ehemann Hans Arp und vom sowjetrussischen Architekten und Typografen El Lissitzky mit der Abbildung eines sehr speziellen Kunst-werks in das Buch «Die Kunstismen 1914–1924» aufgenommen wurde.
Das Künstlerbuch
Der Eugen-Rentsch-Verlag in Erlenbach bei Zürich brachte das Künstlerbuch «Die Kunstismen 1914–1924» heraus. Man wollte damit dem Bauhaus-Meister Moholy-Nagy zuvorkommen, der «ein Buch vorbereitet, wo alles, was bis 1920 erscheint, nur als Dünger für das Bauhaus gestreift wird, das dann alles leistet und allem die Krone aufsetzt», wie El Lissitzky schrieb. Als «Letzte Truppenschau» vermittelte die «Kunstismen» 1925 eine erste und einzigartige Übersicht, wobei Hans Arp die meisten Stilcharakterisierungen selber schrieb und El Lissitzky die Buchgestaltung übernahm.
Als Künstlerbuch im doppelten Wortsinn und herausragendes Dokument der europäischen Avantgarde nimmt es einen kunstgeschichtlich hohen Rang ein. Mit den «Lehrtafeln» zu jedem Stichwort visualisierte der Grafiker die von Arp häufig ironisch kommentierten Begriffe. El Lissitzky bahnte darin den Weg zum fotografisch montierten Buch an und meinte lakonisch: «Ich glaube, der Einband ist mir auch gelungen.»
Zusammen mit ihrer Berliner Freundin Hannah Höch bildet Sophie Taeuber-Arp den Abschluss des Kapitels Dadaismus. Ihr Mann war zwar für die Auswahl und Einteilung der diversen Ismen und die dafür repräsentativen Personen verantwortlich. Er stellte aber seine Frau nicht mit einem aktuellen Gemälde
als gleichberechtigte bildende Künstlerin vor, sondern mit einer schon 1918 geschaffenen Marionettenfigur als Autorin von angewandter Kunst. Überdies befremdet die Fehlschreibung ihres Namens in der Bildlegende (Teuber statt Taeuber!).
Sophie Taeuber-Arp schuf die formal kühne Figur der «Wache». Sie wirkt wie eine ganze Wachttruppe oder zumindest wie ein wehrhafter Roboter ihrer Vielgliedrigkeit und der Waffen wegen, mit denen die Arme verlängert wurden. Die «Wache» wird mit den übrigen Marionetten des Spiels «König Hirsch» von Carlo Gozzi als eine der kostbarsten Leihgaben des Museums Bellerive (Zürich) in der Aargauer Ausstellung gezeigt.
Führung für kulturtipp-Abonnenten
Der kulturtipp bietet eine exklusive Führung durch die Ausstellung von Sophie Taeuber-Arp im Aargauer Kunsthaus. Sie findet statt am Fr, 26.9.,15.00, maximal 50 Personen können zum Eintritt von 10 Franken teilnehmen.
Nach einer Begrüssung durch Kunsthausdirektorin Madeleine Schuppli und kulturtipp-Chefredaktor Rolf Hürzeler gibt es eine einstündige Führung. Anschliessend offeriert das Kunsthaus einen Apéro.
Anmeldung bis Mi, 10.9. E-Mail an: redaktion@kultur-tipp.ch oder Postkarte an: kulturtipp, Postfach, 8024 Zürich, Vermerk «Aarau» und Ihren Postabsender nicht vergessen.