«MIT DEM BAUCH DURCH DIE WAND» Teenager als Mütter
Allein gelassen, mehr oder weniger auf sich gestellt oder im verwandtschaftlichen Umfeld eingebettet: Anka Schmid hat über mehrere Jahre drei Teenager-Mütter und ihre Kinder begleitet
Inhalt
Kulturtipp 10/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Urs Hangartner
«Ich bin gerne schwanger. Ich finde das ein lustiges Gefühl, vor allem, wenn es so im Bauch ‹omegompet›.» So unbekümmert-naiv äussert sich eine der jungen Frauen im Film der Zürcher Dokumentarfilmerin Anka Schmid. Wer da in zwei Monaten Mutter werden wird, ist gerade mal 17 und Lehrling. Sandra aus dem Luzerner Hinterland ist in der glücklichen Lage, dass sie auf die Unterstützung der Familie zählen kann. Und der Vater des Kindes h&...
«Ich bin gerne schwanger. Ich finde das ein lustiges Gefühl, vor allem, wenn es so im Bauch ‹omegompet›.» So unbekümmert-naiv äussert sich eine der jungen Frauen im Film der Zürcher Dokumentarfilmerin Anka Schmid. Wer da in zwei Monaten Mutter werden wird, ist gerade mal 17 und Lehrling. Sandra aus dem Luzerner Hinterland ist in der glücklichen Lage, dass sie auf die Unterstützung der Familie zählen kann. Und der Vater des Kindes hält zu ihr. Marcel ist selber noch Stift und bleibt nach der Lehrzeit mit Sandra zusammen. Sie heiraten und bekommen im Film bereits ihr zweites Kind. Ein Glücksfall im Vergleich zu den anderen Jungmüttern. Da ist selbst in der Schule das Verständnis gross: Während der Prüfung in der Gewerbeschulstunde sieht man die Lehrerin das Baby herumtragen. Und Sandra hat den Ehrgeiz, «es» ihnen allen zu zeigen: Sie schliesst die Schule mit einer Ehrenmeldung ab.
Fehlende Väter
Verantwortung übernehmen zwei von ihnen nicht. Hier fehlen die Väter. Jasmine aus Basel ist bei der Geburt von Armando 18, der Vater ihres Kindes 15. Sie findet eine Art Ersatzfamilie in ihrer Clique, die sie besuchen kommt und auch zum Kind schaut. Ansonsten: Der Gang zur Mütterberatung, aufs Sozialamt, schliesslich eine Schnupperlehre, was bedeutet, dass Armando temporär ins Kinderheim kommt. Endlich, nach Jahren, klappt es mit dem Unterhaltsvertrag.
Mwathi, der Hobby-Rapper, redet sich vor laufender Kamera ein, er besuche sein Kind und dessen Mutter «zwei-, dreimal pro Woche» – genau besehen sind es drei Mal im Monat. Jennifer ist 17 und findet dank ihrer Familie bald ihren eigenen Weg, mit Ausbildung und selbständigem Wohnen. Eine berührende Szene zum Schluss: Mwathi hat Besserung gelobt, Jennifer und Tochter Tanijsha erwarten ihn zum Kindergeburtstag im Berner Oberland. Der Bus hält in Sichtweite der Wohnung, aber kein Mwathi steigt aus…