Das malerische Schloss Werdenberg ist die stille Hauptperson der Schlossmediale, dem Festival für alte und Neue Musik sowie audiovisuelle Kunst. Die deutsche Musikkünstlerin Mirella Weingarten hat den Anlass 2012 gegründet. Seither lädt sie regelmässig Komponisten ein, aktuell den deutschen Heiner Goebbels. Die Musik spielt nicht nur auf dem Schloss: Sie ist überall in der Gegend zu hören, auch an ungewöhnlichen Orten. Diesmal geht es unter dem Festivaltitel «Wildwerk» zum Abschluss mit Feuertänzern, Kuhhörnern, Dudelsack, Klangdrohnen und Jodlern an den Voralpsee.
«Unsere Konzerte sind oft ausverkauft»
Mirella Weingarten liebt solche Abenteuer. Zu Hause in Berlin, wo sie mit Schriftstellergatte und Kind lebt, ist es anders. Da kommt ein Publikum, das die Neue Musik kennt. Hier in Werdenberg sind es oft Menschen, die schon zur klassischen Musik keinen gewohnheitsmässigen Bezug haben, deren Ohren aber gerade deshalb weit offen stehen. Sie begegne grossem Wohlwollen, sagt sie zufrieden, «unsere Konzerte sind oft ausverkauft».
Weingarten ist mit Musik aufgewachsen. Dem Hören hat sich aber bald das Zeichnen hinzugesellt. Deshalb hat sie nach einem Schauspielstudium in London in Edinburgh und Hamburg Kunst studiert – unter anderem bei der Performance-Künstlerin Marina Abramovic.
Mirella Weingarten schlägt ein Buch mit Zeichnungen auf: «So entstehen meine Produktionen, ob ich nun Regie führe, die Bühne entwerfe – oder beides.» Zuerst befrage sie ihre visuelle Vorstellungskraft, denn sie möchte kein «Erklär-Musiktheater» auf die Bühne bringen, sondern Stücke von grosser sinnlicher Qualität.
Weingarten beschäftigt sich nicht nur mit Neuer Musik: «Ich finde auch Mozarts ‹Zauberflöte› toll», sagt sie – zu der sie denn auch vor drei Jahren am Theater Basel die Bühne entworfen hat. Das war im gleichen Jahr, in dem sie am Theater St. Gallen auch George Benjamins Oper «Written on Skin» auf eine magisch spiegelnde Bühne gebracht hat. Letztes Jahr hat sie dort bei der Uraufführung von David Philip Heftis «Annas Maske» – nach einer Novelle von Alain Claude Sulzer – Regie geführt.
Doch die Neue Musik hat für sie Priorität. Vielleicht, weil sie viel geistige Beweglichkeit erfordert – auch im äusseren Leben. Denn Neue Musik, das bedeutet, von Ort zu Ort pendeln. «Ich wäre gar nicht glücklich, irgendwo fest angestellt zu sein», sagt sie. Allerdings, wenn sie in Berlin ist bei Mann und Kind, ist sie ganz da, und wird in der zeitweiligen Abnabelung von ihrer Arbeit «immer besser», wie sie sagt. Vorläufig aber ist sie noch in Werdenberg und Schwetzingen, organisiert am einen Ort Konzerte und führt am andern Regie.
Mirella Weingartens Kulturtipps
CD
Heiner Goebbels: «Surrogate City»
«Es fasziniert mich, wie man dieses bombastische Werk selbst zu Hause nur mit Gänsehaut hören kann.»
Buch
Joan Didion: «Das Jahr magischen Denkens»
«Ein tröstendes und weises Buch über Verluste. Nicht nur von geliebten Menschen, sondern auch über die Vergänglichkeit im Allgemeinen.»
Theater
«Nathan der Weise»
«Die Inszenierung im Theater am Kirchplatz in Schaan (FL) lohnt einen Besuch. Es spielt das Staatstheater Mainz unter K.D. Schmidt.»
Do, 17.5., 18.00
Fr, 18.5., 18.00
TAK, Schaan (FL)
Schlossmediale
Ausstellung und Konzerte «Wildwerk»
Eröffnungskonzert:
Fr., 18.5., 18.00
Schloss Werdenberg
www.schloss-werdenberg