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Die 38-jährige US-Amerikanerin Miranda July ist ein Multitalent. Als Künstlerin, Autorin, Filmemacherin, Schauspielerin und Musikerin hat sie sich einen Namen gemacht. Allein schon als Person ist sie mit ihrer vordergründig brav-kindlichen Aufmachung, der blassen Haut und den grossen, blauen Augen ein Gesamtkunstwerk. Sie polarisiert mit ihren verspielten, verschrobenen Arbeiten. In ihrem Film «The Future» tauchen etwa ein sprechender Mond, ein T-Shirt mit Eigenleben und ein krächzender Kater auf.
Die Realität vermag an Skurrilität und Tragikomik aber ebenso gut mit der Fiktion mitzuhalten, wie Julys neues Buch «Es findet dich» zeigt. Entstanden ist es während eines Drehbuch-Schreibstaus zu «The Future». Zur Ablenkung blättert die Schriftstellerin im Heft «PennySaver», in dem Verkäufer in Kleinanzeigen ihre Ware anbieten: Ochsenfrosch-Kaulquappen für 2.50 Dollar, einen Conair-Föhn für 5 Dollar oder wieder verwendbare Weihnachtskarten für 1 Dollar. Welche Menschen stecken dahinter?, fragt sich July und besucht sie kurzerhand. So trifft sie etwa auf Michael, einen älteren Herrn mit lachsrosa Lippenstift, der mitten in einer Geschlechtsumwandlung steht und seine Lederjacke verkauft. Oder auf Joe, der seit 62 Jahren glücklich verheiratet ist und seiner Frau zu jedem Feiertag ein schlüpfriges Gedicht schenkt.
Entstanden sind zehn berührende Porträts von Menschen mit ihren Sehnsüchten, Abgründen und Spleens. Mit witziger Feder und Gespür für Zwischentöne beschreibt July die Begegnungen. Zudem erhalten die Leser Einblick in Julys Sicht auf die Welt und ihre Arbeitsweise.
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Miranda July
«Es findet dich»
Mit Fotografien von Brigitte Sire
224 Seiten
(Diogenes 2012).
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