Das Inseliquai in Luzern ist nicht nur dem Namen nach eine idyllische Adresse. Vom vierten Stock der Hausnummer 8 aus blickt Michèle Schönbächler über das Seebecken und preist die Vorzüge dieses Orts, an dem sie seit 2001 arbeitet. Damals hatte sie vom Jus-Studium an der Universität gleich nebenan ins Regionaljournal von Radio DRS gewechselt. Und ist hängen geblieben. Als aktive Dressur- und Springreiterin konnte sie 2007 zur Sportredaktion wechseln und kommentierte auch TV-Übertragungen.
Die zweite Liebe gilt der Musik
Seit August ist Michèle Schönbächler Gastgeberin der Sendung «Persönlich» auf SRF 1. Womit sie sich einen Traum erfüllen konnte. «Diese Sendung ist älter als ich selbst und hat mein Leben geprägt», sagt sie in ihrem klangvollen Obwaldner Dialekt. Dann wird sie still und gesteht: «Radio war meine erste Liebe!»
Diese lebt sie spürbar aus, wenn sie am Sonntagmorgen ihre Gäste empfängt und deren Persönlichkeiten auszuloten versucht. «Ich lade auch entsprechend interessante Leute ein», betont sie. Als nächstes sind es die streitbare katholische Seelsorgerin Monika Schmid und Komponist Oliver Waespi.
Und hier flackert die zweite Liebe von Michèle Schönbächler auf: die Musik. Seit 30 Jahren spielt sie Klarinette und gehört der Feldmusik Sarnen an. «Eines der besten Blasorchester im Land», lacht sie nonchalant und klagt, dass ihre Sportmoderationen sie oft am Probenbesuch hinderten.
Doch das wird sich ändern. Ab Januar wird Schönbächler nur noch als Pferdesport- Kommentatorin von TV SRF im Einsatz stehen, den restlichen Sport gibt sie ab. Der Grund ist einleuchtend: Schönbächler wird Co-Programmleiterin von Radio SRF 1 und SRF Musikwelle mit Kollege Samuel Schmid. «Ohne Frage eine motivierende Herausforderung », strahlt die 41-Jährige.
Weit komplexer als das Zeitmanagement seien die Inhalte ihrer neuen Funktion: «Ich selbst höre meist noch linear Radio, weiss aber um die Wichtigkeit des digitalen Broadcasting.» Sie verrät, dass sie beim Bügeln oder Autofahren auch mal einen Podcast hört. «Das Medium Radio aber wird Bestand haben, solange unsere Generation lebt», ist sie überzeugt. Das Inseliquai wird Michèle Schönbächler bald verlassen.
Als Co-Programmleiterin arbeitet sie ab Januar im Studio Zürich. Die voralpine Idylle wird sie dennoch nicht missen müssen. «Sarnen bleibt mein Wohnort», sagt sie dezidiert. Dort sei sie verwurzelt, dort geniesse sie die Natur und wolle dies auch ihrem zehnjährigen Sohn nicht vorenthalten. «Zudem freue ich mich darauf, am Freitag wieder regelmässig die Orchesterproben zu besuchen!»
«Persönlich»
So, 13.11., 10.00 SRF 1
Michèle Schönbächlers Kulturtipps
Musik: Gustav Mahler: 2. Sinfonie (Warner Classics 2011)
«Ich hörte die Aufführung unter Claudio Abbado am Lucerne Festival und war ergriffen von der wuch- tigen Musik und der Ausdruckskraft des Orchesters. Auf dieser Aufnahme brillieren die Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle.»
Buch: Ferdinand von Schirach: Nachmittage (Luchterhand 2022)
«Faszinierend, wie der dichtende Jurist den Blick aus verschiedenen Perspektiven auf Ereignisse wirft und wie er mit kraftvoller Sprache Liebe und Verluste beschreibt.»
Sport: CSI Basel
«Auch Sport kann zu Kultur werden, wenn die Spanische Hofreitschule aus Wien auftritt. Ich besuchte ihr Training und bin ge- spannt auf ihr Programm in Basel.»
Do, 12.1.–So, 15.1., St. Jakobshalle Basel