Michael Stauffer - «Ich muss Freude daran haben»
Zahlreiche Hörspiele, aber nicht nur: Der Ostschweizer Autor Michael Stauffer ist auch in Kurzprosa und «Spoken Word» literarisch aktiv. Bald gibt es einen Roman.
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Kulturtipp 04/2012
Letzte Aktualisierung:
12.11.2019
Urs Hangartner
Ausprobieren und experimentieren: «Das Hörspiel», so Michael Stauffers dezidierte Meinung, «ist einer der wenigen Orte, wo man in diesem Sender (DRS) Kultur oder Kunst entwickeln kann.» Das Publikum sei dabei «komplett abstrakt oder anonym». Für Stauffer, der oft für deutsche Sender schreibt, sind es gar «Millionen, die das wahrnehmen können». In den letzten zehn Jahren sind 22 Hörspiele entstanden. «Eigentl...
Ausprobieren und experimentieren: «Das Hörspiel», so Michael Stauffers dezidierte Meinung, «ist einer der wenigen Orte, wo man in diesem Sender (DRS) Kultur oder Kunst entwickeln kann.» Das Publikum sei dabei «komplett abstrakt oder anonym». Für Stauffer, der oft für deutsche Sender schreibt, sind es gar «Millionen, die das wahrnehmen können». In den letzten zehn Jahren sind 22 Hörspiele entstanden. «Eigentlich wollte ich bei 13 aufhören», sagt er. «Ich mache so lange ich weiss wieso.» Er müsse «Freude und Lust daran haben, sonst würde ich sofort aufhören».
In Stauffers Werken fallen der Humor auf, das Spielerische, zuweilen Surreal-Komische. Seine «Humor-Theorie» formuliert er so: «Wenn man wählen kann, ob man weinen oder lachen soll, dann wählt man lachen.» Mit Humor könne man auch existenzielle Sachen vermitteln. Nachprüfbar ist es am Beispiel seines jüngsten Hörspiels für DRS 2 (siehe Hinweis). In «Kanu fahren ohne Paddel» sind Humor und Komik selber Thema.
Stauffer ist literarisch vielfältig aktiv. Zu den Hörspielen kommen Buchveröffentlichungen im kurzen Format und seine Tätigkeit im «Spoken Word»-Feld, wo er etwa bei der Gruppe «Bern ist überall» dabei ist und Literatur live performt. Und die grosse Form, der Roman als literarische Königsdisziplin? «Es ist mehr eine Königsselbstdisziplin», meint Stauffer. Bei ihm sei es völlig unplanbar, wie etwas letztlich herauskomme, wohin sich ein geplantes Hörspiel entwickle. Und auch schon sei ein angefangener Roman schliesslich zu einem Hörspiel geworden. Aber einen Roman soll es geben, verrät Stauffer. Im Herbst kommt er heraus, Umfang: 250 Seiten.
Michael Stauffer (39) nennt sich selber auch «Dichterstauffer». Ein etwas altertümlicher Begriff? «Daran finde ich nichts negativ.» Er sei kein Bohemien, für ihn bedeute «Dichter» eine Arbeitsform: «Ich habe das Wort ‹Dichter› nie als Abgrenzung verstanden oder als elitär. Es bedeutet für mich Freiraum. Ein Dichter hat zum Beispiel viel Zeit und kann lange zu Hause sitzen und an Sätzen drehen.»
Der Ostschweizer Stauffer lebt heute in Biel. Zufällig ist hier nach seinem Umzug auch das Schweizerische Literaturinstitut gegründet worden. Ein Ort, an dem Stauffer seine Erfahrungen weitergibt. In einem kleinen Pensum ist er an der Hochschule als «Dozent 2» angestellt. Bei sogenannten «Mentoraten» betreut er Studenten im Einzelunterricht. Auch Stauffer selber hat nicht ausgelernt. Für sein eigenes schriftstellerisches Schaffen heisst der Plan, «immer besser und präziser werden und weniger Umwege machen».