Das Publikum war schockiert. Die emotionalen Bilder von «Ossessione» verstörten im Jahr 1943. Das Regiedebüt von Luchino Visconti (1906–1976) signalisierte den Beginn des «neorealismo». Die Vertreter dieser neuen Filmrichtung setzten auf Alltagsnähe und Authentizität. Visconti adaptierte mit «Ossessione» den US-Krimi «The Postman Always Rings Twice» von James M. Cain für die Leinwand.

Vollständig mit Laien besetzte Visconti seinen zweiten Film «La terra trema» (1947). Hier spielen Bewohner eines Fischerdorfes auf Sizilien sich selber. Gezeigt wird ihr Kampf gegen Ausbeutung und für Selbstbestimmung.
«Bellissima» (1951) ist die Geschichte der Arbeiterfrau Maddalena Cecconi mit einer herausragenden Anna Magnani. Sie lässt ihre Tochter Maria an einem Casting-Wettbewerb teilnehmen, wo ein Kinderfilmstar gesucht wird: «La bellissima di Roma», das schönste Kind Roms. Maddalena opfert ihre Ersparnisse für  Schauspielunterricht und mehr. Ihr Ehrgeiz und die Hoffnung auf Erfolg enden in Verweigerung. Maddalena bekommt heimlich mit, wie die Filmleute ihre Tochter auslachen. Maria ist zwar ausgewählt, doch die Mutter weiss: «Ich habe meine Tochter nicht geboren, damit sich andere über sie lustig machen. Sie wird niemals beim Film arbeiten.»

Eine neue DVD-Box versammelt insgesamt sechs Meisterwerke Viscontis. «Senso» (1954), «Rocco e i suoi fratelli» (1960) und «Ludwig II.» (1972) vervollständigen diese sehenswerte Visconti-Edition.   

Luchino Visconti Edition
7 DVDs, 931 Minuten
(Arthaus 2013).