Der Mann sieht auf der Bühne aus wie Napoleon Bonaparte kurz vor Waterloo, ist es aber nicht. Dafür kann er sich wie der verblichene Imperator in Rage steigern – sanft begleitet von seinem Bühnenpartner am Piano. Thomas Pigor heisst der Napoleon, der Weichling am Klavier ist Benedikt Eichhorn: der politisch Unkorrekte und der Korrekte. Seit 1995 treten sie gemeinsam auf.
Politik und Alltag
Jetzt kommen die beiden in Berlin lebenden Kabarettisten mit ihrem neuen Programm «Volumen 8» in die Schweiz. Sie lästern über den Skandal um den neuen Berliner Flughafen oder über die deutsche Politik in der Eurokrise, was uns weniger berührt. Näher geht der Auftritt über die US-Überwachungsbehörde NSA. Und nebenbei gibts Alltagskomik. So witzelt Pigor in einem Chanson über Gäste, die sich beim Gastgeber stets in der Küche nützlich machen wollen. Oder über den Ehrgeiz der deutschen Männer, die sich als Heimwerker-Genies aufspielen: «Der deutsche Mann ist verstimmt, wenn man ihm den Schlagbohrer nimmt.» Oder er lässt sich über die Slampoeten aus mit ihren Themen, die niemanden interessieren: «Egal was, Hauptsache es dauert drei Minuten.»
Pigor & Eichhorn machen sich in ihren Auftritten über den deutschen Mittelstand lustig – genau über jene Leute also, die im Publikum sitzen. Aber die Zuschauer lachen gerne, am liebsten über sich selbst. Die Spiesser sind immer die andern.
Die beiden Bühnenkünstler reizen die politische Korrektheit aus. Etwa, wenn Pigor auf der Bühne Adolf Hitler beim Rasieren spielt. Reizvoll ist die Idee, den Führer als einen Waschlappen vor dem Spiegel zu parodieren. Auch wenn seine Sprüche im Einzelnen weniger überzeugen: »Der Goebbels riecht aus dem Mund, aber nicht nach Schäferhund.» Na ja.
Man sei indes nicht ungerecht – Misslungenes ist die Ausnahme. Die meisten Pointen treffen Millimeter genau ins Schwarze.
Aufführungen
Kellerbühne St. Gallen
Mi, 12.2.–Fr, 14.2., jew. 20.00
La Cappella Bern
Sa, 15.2., 20.00; So, 2.3., 20.00
Kleintheater Luzern
Mi, 19.2., 20.00
Fr/Sa, 21.2./22.2., jew. 20.00
Teufelhof Basel
Do, 27.2.–Sa, 1.3., jew. 20.30