Meine Kulturwoche: Sabina Altermatt
Inhalt
Kulturtipp 02/2014
Sabina Altermatt / Aufgezeichnet von Babina Cathomen
Von Ausstellungsbesuchen kehre ich oft mit viel Inspiration für meine Bücher zurück. Der kreative Prozess bei der bildenden Kunst ist ja derselbe wie beim Schreiben – anfangs steht immer eine leere Leinwand, die auf den ersten Strich wartet. Im Zürcher Museum für Gestaltung werde ich mir die Ausstellung «Unterirdisch – Das Spektakel des Unsichtbaren» (ab 4.7.) ansehen. Das Thema Untergrund interessiert mich besonders, weil mein neuer Krimi &laq...
Von Ausstellungsbesuchen kehre ich oft mit viel Inspiration für meine Bücher zurück. Der kreative Prozess bei der bildenden Kunst ist ja derselbe wie beim Schreiben – anfangs steht immer eine leere Leinwand, die auf den ersten Strich wartet. Im Zürcher Museum für Gestaltung werde ich mir die Ausstellung «Unterirdisch – Das Spektakel des Unsichtbaren» (ab 4.7.) ansehen. Das Thema Untergrund interessiert mich besonders, weil mein neuer Krimi «Bergwasser» streckenweise in einem Tunnel spielt.
Zurzeit lese ich Peter Stamms Roman «Nacht ist der Tag». Ich kenne die meisten seiner Bücher und schätze seine reduzierte Sprache. Auf meinem Lesestapel liegt auch der zweisprachige Prosaband «Sco scha nüglia no füss – Wie wenn nichts wäre» der Engadiner Autorin Rut Plouda. Ein berührendes Buch, das von Abschied und Trauer handelt. Beim Lesen kann ich mein Vallader, das ich in Kursen gelernt habe, auffrischen. Von den Krimischriftstellern mag ich Jan Costin Wagner, der aus der literarisch anspruchsvolleren Ecke kommt. Ich werde seine Lesung am 20.1. im Kaufleuten Zürich besuchen. Das eigene Krimi-Schreiben ist bei mir eher eine Hassliebe: Es eignet sich gut für Gesellschaftskritik, man ist jedoch stark an die Form gebunden. Trotzdem wird mein nächstes Buch wieder ein Krimi sein, der in meiner Bündner Heimat spielt und von der Jagd handelt. Ein Traum von mir wäre es, ein Drehbuch für einen «Tatort» zu schreiben. Aus der «Tatort»-Reihe gefällt mir das amüsante Ermittlerteam in Münster am besten. Ansonsten schaue ich wenig Fernsehen, höchstens ab und zu «Telesguard», um rätoromanisch zu hören. Sendungen wie «Literaturclub» oder «Zischtigs-Club» schaue ich mir nach der Ausstrahlung manchmal im Internet an. Und zur Recherche meines Krimis «Bergwasser» habe ich zahlreiche Dok-Sendungen über den Gotthard gesehen. Auch Radiosendungen höre ich meist im Internet nach. Nur die «Morgengeschichte» auf Radio SRF 1 ist ein täglicher Fixpunkt.
Zum Schreiben brauche ich Ruhe. Musik höre ich meist im Zug – etwa die sphärischen Klänge von Swandive als Einstimmung auf meine Yoga-Stunde oder Sophie Hunger. Ins neue Jahr bin ich zu den Klängen der Band Trio from Hell gerutscht, die jeweils sonntagabends im Helsinkiklub Zürich spielt. Und fast jedes Jahr besuche ich im Casinotheater Winterthur den satirischen Jahresrückblick «Bundesordner» (ab 9.1.) – auch dieses Jahr freue ich mich besonders auf das Duo schön & gut. Zum Entspannen schaue ich gerne DVDs, etwa die Serie «Homeland» mit ihrer faszinierenden Hauptfigur Carrie. Im Kino kann ich Jim Jarmuschs «Only Lovers Left Alive» empfehlen. Obwohl wenig passiert, fesselt der Film mit seinen tollen Bildern und dem feinen Humor bis zum Schluss. Am liebsten würde man sich gleich selbst von den beiden Vampiren beissen lassen.
Buchvernissage
Do, 23.1., 20.15 Orell Füssli Kramhof Zürich
Moderation: Christine Lötscher