Medienkunst: Was ein Lächeln bewirkt
Das Haus der elektronischen Künste Basel zeigt, wie menschliche Emotionen von Technologie infiltriert werden. Die Arbeiten reichen von Videoinstallationen bis zu Robotik und künstlicher Intelligenz.
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Kulturtipp 19/2020
Jonas Frehner
Push-Nachrichten, Statusmeldungen, Likes: Die Tech-Giganten aus dem Silicon Valley werfen im Minutentakt emotionales Futter auf den Bildschirm. Längst haben Google, Facebook und Co. menschliche Gefühle durchschaut und versuchen, Nutzer mit diesen Erkenntnissen möglichst lange auf ihren Plattformen zu halten. Denn (Verweil-)Zeit ist Geld. Forscher am MIT Media Lab in Massachusetts haben derweil ein System entwickelt, das am Gesichtsausdruck menschliche Emotionen erkennen ka...
Push-Nachrichten, Statusmeldungen, Likes: Die Tech-Giganten aus dem Silicon Valley werfen im Minutentakt emotionales Futter auf den Bildschirm. Längst haben Google, Facebook und Co. menschliche Gefühle durchschaut und versuchen, Nutzer mit diesen Erkenntnissen möglichst lange auf ihren Plattformen zu halten. Denn (Verweil-)Zeit ist Geld. Forscher am MIT Media Lab in Massachusetts haben derweil ein System entwickelt, das am Gesichtsausdruck menschliche Emotionen erkennen kann. Die Verschmelzung von Technologie und Emotionen ist unaufhaltbar und zeigt sich im Haus der elektronischen Künste Basel (HeK) in mannigfaltiger Weise.
In der internationalen Gruppenausstellung «Real Feelings» greifen 20 Künstler das Wechselspiel zwischen Mensch und Maschine auf. So lässt Justine Emard in ihrer Videoinstallation «Co(AI)xistence» (2017) einen Roboter auf die Bewegungen und Worte eines Tänzers reagieren, wobei eine emotionale Bindung zu entstehen scheint.
Künstler halten dem Publikum den Spiegel vor
Der Schweizer Clément Lambelet zeigt in einer Fotoserie, dass künstliche Intelligenz bisher nur Glücksgefühle fehlerfrei erkennen kann. In der Installation «Vibe Check» (2020) des US-Künstlerduos Lauren Lee McCarthy & Kyle McDonald werden die Besucher eingespannt: Beim Betreten der Schau bekommen sie auf Monitoren Szenen aus dem weiteren Verlauf zu sehen, die mit Aussagen wie «macht mich nervös» oder «langweilt mich» beschriftet sind. Anschliessend werden sie von Kameras eingefangen, die ihre Reaktionen anhand von Mimik und Gestik analysieren. Am Ende trifft man aufs eigene Bild und erfährt, welche Emotionen dieses bei anderen ausgelöst hat. «Die Besucher werden in keinem Sinne entlarvt. Vielmehr geht es darum, die Techniken kennenzulernen», beschreibt Elena Kuznik vom HeK die konfrontative Arbeit.
Vielfältig und oft partizipativ halten die Künstlerinnen und Künstler den Besuchern den Spiegel vor und lassen damit den oft nachlässigen Umgang mit Technologie und Datenschutz hinterfragen. Wer weiss, ob nicht der eine oder andere anschliessend öfter auf seinem Handy den Flugmodus aktiviert.
Real Feelings. Emotionen und Technologie
Do, 27.8.–So, 15.11. HeK – Haus der elektronischen Künste Basel
www.hek.ch