Max Rüdlinger - Meine Kulturwoche
Inhalt
Kulturtipp 24/2012
Letzte Aktualisierung:
15.11.2013
Max Rüdlinger
Ich bin Vielleser: In den Stunden, in denen ich noch frisch bin, widme ich mich dem Anspruchsvollen und Philosophischen. Zurzeit lese ich Peter Sloterdijks drei Bände «Sphären I bis III». Meine Vorurteile, dass er ein Schwätzer ist, haben sich nicht bestätigt. Seine riesige Bandbreite an Kenntnissen ist beeindruckend und seine Sprache schlicht atemberaubend. Wenn ich ermüde, widme ich mich der Belletristik. Ich bin ein eskapistischer Leser und tauche beim ...
Ich bin Vielleser: In den Stunden, in denen ich noch frisch bin, widme ich mich dem Anspruchsvollen und Philosophischen. Zurzeit lese ich Peter Sloterdijks drei Bände «Sphären I bis III». Meine Vorurteile, dass er ein Schwätzer ist, haben sich nicht bestätigt. Seine riesige Bandbreite an Kenntnissen ist beeindruckend und seine Sprache schlicht atemberaubend. Wenn ich ermüde, widme ich mich der Belletristik. Ich bin ein eskapistischer Leser und tauche beim Lesen gerne ganz ab. Von dem holländischen Autor J.J. Voskuil kann ich nicht genug kriegen. Soeben ist der erste Teil seiner Romanreihe «Das Büro» auf Deutsch erschienen. Es ist eine literarische Soap, die in einem verstaubten Büro spielt – mit Angestellten, die eine ruhige Kugel schieben. Voskuil beschreibt den alltäglichen Büromief in einfacher Sprache. Als Schreiber interessiert mich besonders, wie man es schafft, Banalität so darzustellen, dass sie spannend ist. Wenn ich einen Roman geschrieben haben möchte, dann wäre es dieser. Bisher habe ich mich aber auf meine Autobiografie und das kürzlich im Bilgerverlag erschienene Reise-Tagebuch «Verreist» beschränkt.
Am Fernsehen schaue ich nur Sportsendungen. Und ich mag Serien wie «Sopranos» und «Breaking Bad», bei denen die Qualität und die Story überzeugen. Ins Kino gehe ich weniger gern. Zu Spielfilmen habe ich ein gestörtes Verhältnis: Manchmal denke ich, ich könnte es besser – und oft denke ich, das könnte ich nie … Unbedingt anschauen möchte ich mir aber Michael Hanekes Film «Amour». Jean-Louis Trintignant ist ein Idol meiner Jugend. Er hat eine noch verkniffenere Visage als ich und ist dennoch ein Weltstar geworden. Am liebsten schaue ich mir Doku-Filme an, etwa Markus Imhofs «More Than Honey». Beim Theater ist es ähnlich wie mit dem Kino: Der ständige schauspielerische Vergleich tut mir nicht gut. Schon lange möchte ich aber wieder mal ins sogar theater. Das Programm ist stets interessant, und da es gleich bei mir ums Eck im Zürcher Kreis 5 liegt, kann ich mit den Pantoffeln hin.
Viel Zeit nehme ich mir für einen Ausstellungsbesuch. Beim längeren Hinschauen fällt einem plötzlich eine Besonderheit auf. Im Kunstmuseum Luzern werde ich die Schau mit den eigenwilligen Werken des Konstruktivisten Helmut Federle besuchen. Nicht verpassen möchte ich auch die Ausstellung von Markus Raetz im Kunstmuseum Basel. Bei ihm ist immer alles in Bewegung – auf eine originelle und witzige Art. Keinen rechten Zugang habe ich hingegen zu Ed Ruschas Werk im Kunsthaus Bregenz gefunden: Ich mag es nicht, wenn ich seitenlange Explikationen zur Kunst lesen muss.
An Konzerte gehe ich nicht oft. Höchstens ab und zu in die Tonhalle – als Bildungsbürger glaube ich, mir das schuldig zu sein. Musik höre ich meist im Auto: Dann aber Rockigeres von John Hiatt oder Ry Cooder. Das Radio schalte ich selten ein, nur beim Kochen läuft meist DRS 2 im Hintergrund.