Ist Nicholas Brody nun ein Terrorist oder nicht? Ist seine Bekehrung zum guten Amerikaner nur eine Finte? Am 29.9. läuft in den USA auf dem «Showtime»-Kanal die dritte Staffel der Krimiserie «Homeland» an. Weil ich sofort wissen muss, wies weitergeht, werde ich sie mir downloaden. Das ist das grosse Übel mit TV-Serien: Man muss zu lange warten, bis man sie auf DVD kaufen kann. Die besten kaufe ich mir jeweils, sobald sie abgeschlossen sind.
«Sopranos», «Breaking Bad» oder «The Wire» hab ich im Regal. Ins Kino gehe ich selten, aber manchmal leihe ich Filme in der Videothek aus. «Populärmusik aus Vittula» des schwedischen Regisseurs Reza Bagher zum Beispiel. Das ist ein wundervoller Film über zwei Jugendfreunde, die im finnischen Dorf Vittula eine Band gründen. Eine kitschfreie und berührende Romanadaption über das Erwachsenwerden, über Gewalt in der Familie, Alkohol und Rock ’n’ Roll. Grossartig.
Grossartig war auch Robbie Williams in seinen früheren Tagen. Am 16.8. spielt er im Stadion Letzigrund. Jedes Mal, wenn ich einen Song von ihm im Radio höre, denke ich: «Komm zurück, Robbie!» Niemand hat seither solche monumentalen Songs wie «Come Undone» geschrieben, das Leben als Rockstar besungen, die Hassliebe zum Ruhm, zu sich selbst und der Öffentlichkeit. Aber die Kerze, die an beiden Enden brannte, ist erloschen. Seine neue Musik hat keine grosse Bedeutung mehr.
Ich freue mich immer, wenn ich neue Schweizer Musiker und Musikerinnen entdecke. Zum Beispiel Anna Känzig, die unter Country was anderes versteht als volkstümlichen Schlager mit US-Akzent. Känzig kann zwar auch Jazz, Pop und Folk, aber am liebsten mag ich es, wenn sie ihren zeitgenössischen Country singt. Am 29.8. gibt meine Band Monotales mit ihr zusammen im Zürcher Kaufleuten ein Doppelkonzert.
Dank meiner Frau gehe ich ein, zwei Mal im Jahr an eine zeitgenössische Tanzveranstaltung. Danach bin ich jeweils hin und weg von der körperlichen Energie und der für mich fremden Kunst. Am Zürcher Theaterspektakel (ab 16.8.) würde ich «Miss Revolutionary Idol Berserker» sehen wollen. Aber leider komme ich nicht dazu, weil wir vorher in die Ferien fahren. Dann habe ich Jonas Lüschers «Frühling der Barbaren» im Gepäck. Nachdem ich im «Tages-Anzeiger» seinen Essay «Die unanständige Mehrheit» gelesen hatte, habe ich das Buch sofort gekauft. Im Essay kritisierte Lüscher die Gefühlskälte und den fehlenden Anstand der Schweiz, die sich in Abstimmungen der letzten Jahre manifestiert haben. Sein Buch soll von der Krise und dem Scheitern des Kapitalismus handeln.
Ich lese überhaupt mehr Sachbücher und Biografien als Romane in letzter Zeit. Etwa die Lebensgeschichte von Malcolm X «The Autobiographie of Malcolm X» von Alex Haley oder die Biografie über Neil Young «Shakey: Neil Young’s Biograpy» von Jimmy McDonough. Ich kann auch Barney Hoskyns Buch empfehlen: «Hotel California. Singer-Songwriters and Cocaine Cowboys in the L.A. Canyons, 1967–1976». Das ist die faszinierende Geschichte über den hoffnungsvollen Aufstieg und dekadenten Fall der einflussreichen amerikanischen Folk-Rock-Szene. Das Beste über Musik, das ich je gelesen habe.
Konzert
Monotales und Anna Känzig
Do, 29.8., 20.30 Kaufleuten Zürich