In den frühen Abendstunden pirschte sich eine Gattin mit einer Bratpfanne an ihren Zeitung lesenden Gatten heran und schlug ihn nieder. Als sie seinen Herzschlag prüfte, stellte sie fest, dass er noch lebte. Ihr widerstrebte nun, so lange mit der Pfanne auf ihn einzuschlagen, bis er tot wäre. Deshalb schleifte sie ihn in die Waschküche hinunter. Dort stopfte sie den Gatten in die neue Waschmaschine mit der Maxi-Trommel, startete das Vollprogramm und ging in die Oper «Der fliegende Holländer». Zwei Stunden später war der Waschgang beendet. Während diesem war der Gatte wieder zu sich gekommen. Als die Tür entriegelt war, gelang es ihm, sich aus der Maschine zu befreien. Sein Gleichgewichtsorgan war besonders durch den Schleudergang stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Er kam allmählich wieder auf die Beine und bewegte sich spiralförmig in den Garten hinaus. Eine Minute später erreichte er den angrenzenden Garten, wo die Nachbarsfamilie mit Verwandten aus Cincinnati am Grillieren war. Der Gatte kurvte zuerst um den Grill herum, stürzte dann in den Grill hinein und zog sich Verbrennungen mittleren Grades zu. Erst da erkannten die Grillierenden den Ernst der Lage. Zuerst hatten sie gedacht, es handle sich um eine Kapriole des für seinen leichtfüssigen Schabernack bekannten und beliebten Nachbarn.
Nicht im Stande
Ein dürres Männlein, welches ein Leben lang unter der Knute seiner Frau gestanden hatte, erschlug diese schliesslich mit einem Hammer. Vor Gericht wurde von verschiedenen Zeugen ihre Grausamkeit geschildert, beispielsweise, dass sie ihn jeweils zu Weihnachten in seinen Kleidern an das Sofa nähte oder über Nacht in eine Tonne schweisste. Er wurde gefragt, wieso er wieder und wieder, insgesamt 74-mal, mit dem Hammer auf seine Frau eingeschlagen habe, obwohl diese schon nach dem ersten Schlag tot gewesen sei. Er antwortete, er habe sich unter keinen Umständen dem Vorwurf seiner Frau aussetzen wollen, er sei nicht einmal im Stande, sie umzubringen.
Im Orchester
In einem Orchester betrog der Dirigent den ersten Geiger mit dessen Frau, der zweiten Geige. Als der erste Geiger davon erfuhr, verweigerte er bei der nächsten Gelegenheit dem Dirigenten den obligaten Handschlag am Schluss des Konzertes und versetzte ihm stattdessen einen Kinnhaken. Der Dirigent stürzte vom Podest und fiel in einen offenen Cellokasten. Der Vorfall wurde von Publikum und Orchester mit grossem Gelächter quittiert. Dem Dirigenten aber war die Sache derart unangenehm, dass er nach reiflicher Überlegung entschied, den Geiger mit einer Cello-Saite zu strangulieren.
Flugzeugentführung
Auf einem Flug von Madrid nach Stockholm stürmte ein Spanier kurz nach dem Start mit einer Pistole ins Cockpit. Um die Pilotin und den Co-Piloten zu beeindrucken, riss er zuerst vier ihm unwichtig erscheinende Kabel aus der Wand. Dann befahl er, zurück nach Madrid zu fliegen und dort über dem Flughafen zu kreisen. Der spanischen Regierung sollte unverzüglich seine Forderung übermittelt werden: Ein gewisser Pablo Garcia müsse auf einen Stuhl gefesselt auf die Landebahn gestellt werden, sodass dieser bei der Landung überrollt werden könne. Nur wenn der besagte Herr Garcia mit Erfolg überrollt werde, sei er bereit, das Flugzeug aus der Hand zu geben. Pablo Garcia war, wie sich später herausstellte, ein Arbeitskollege des Flugzeugentführers. Nach über 20 Jahren hatte er festgestellt, dass ihm der Vorgesetzte Garcia beim Stellenantritt mit einer Berufsbezeichnung versehen hatte, die rückwärts gelesen «Schwanzlurch» bedeutet. Er hatte vorher nie verstanden, was das Wort bedeutete, was aber der Ausübung seiner administrativen Tätigkeit nie hinderlich gewesen war. Die Forderung wurde dem Ministerpräsidenten übermittelt, doch dieser schüttelte lachend den Kopf. Als das Ultimatum von einer Stunde verstrichen war, erklärte der mittlerweile etwas erschöpfte Entführer verärgert, dann solle die Maschine nach Andalusien fliegen, um das restliche Kerosin über dem Heimatdorf von Pablo Garcia auszustossen und anschliessend in dessen Geburtshaus zu fliegen. Darauf erhob sich die zunehmend genervte Pilotin und verabreichte dem Entführer eine Ohrfeige, worauf dieser ihr perplex die Pistole überreichte.
In der Gerichtsverhandlung stufte der Richter das Vorgehen als nachvollziehbar, wenn auch unverhältnismässig ein.
Eine Verwechslung
Als eine Sekretärin aus den Ferien zurückkam, entnahm sie einer Notiz im Treppenhaus, dass sie überraschend einem Verbrechen zum Opfer gefallen sei. Die Hausbewohner waren alle zu ihrer Beerdigung gegangen, die soeben begonnen hatte. Als die Sekretärin sich vorsichtig in die hinterste Reihe der Friedhofskapelle setzte, stellte sie fest, dass tatsächlich all ihre Verwandten und Bekannten versammelt waren. Der Lebenslauf, der gerade verlesen wurde, erschien ihr etwas gar dürftig, und sie nahm sich vor, ihre Biografie künftig noch etwas anzureichern.
Matto Kämpf
Der 46-jährige Thuner Matto Kämpf lebt als Autor, Filmer und Theatermacher in Bern. Er ist Mitglied beim Spoken-Word-Trio Die Gebirgspoeten und bei der Band Trampeltier of Love.