Martin Suter: Die Kunst des Schwindelns
In seinen neuen Roman «Melody» verpackt Martin Suter ein Geheimnis, zwei Liebesgeschichten und exquisite Schlemmereien.
Inhalt
Kulturtipp 10/2023
Babina Cathomen
«Melody! So war sie auch: eine Musik, die durch den Raum schwebt und alle zum Träumen bringt.» Rund um diese geheimnisvolle Frau mit dem klingenden Namen dreht sich Martin Suters Roman. Der gutbetuchte Alt-Nationalrat Dr. Stotz hat es nie überwunden, dass seine Verlobte Melody einst kurz vor der Hochzeit spurlos verschwunden ist. Nun setzt der inzwischen todkranke 84-Jährige zur Regelung seines Nachlasses den Juristen Tom ein, der dafür sorgen soll, dass die Na...
«Melody! So war sie auch: eine Musik, die durch den Raum schwebt und alle zum Träumen bringt.» Rund um diese geheimnisvolle Frau mit dem klingenden Namen dreht sich Martin Suters Roman. Der gutbetuchte Alt-Nationalrat Dr. Stotz hat es nie überwunden, dass seine Verlobte Melody einst kurz vor der Hochzeit spurlos verschwunden ist. Nun setzt der inzwischen todkranke 84-Jährige zur Regelung seines Nachlasses den Juristen Tom ein, der dafür sorgen soll, dass die Nachwelt ein beschönigtes Bild von ihm erhält.
«Ein guter Anwalt sollte der Dichtung mehr verpflichtet sein als der Wahrheit», stellt er klar. Vor allem aber erzählt er seinem jungen Zuhörer bei Cognac, Sherry und Champagner am Kaminfeuer von seiner Liebestragödie. Dass es der begnadete Geschichtenerzähler dabei mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, realisiert Anwalt Tom erst spät. Unterstützt von Stotz’ Grossnichte, mit der sich eine etwas gar vorhersehbare Liebesgeschichte anbahnt, macht er sich auf Spurensuche.
Packend und süffig verfasst
«Melody» ist ein typisches Suter-Werk: packende Unterhaltung rund um ein Geheimnis, das es zu ergründen gilt. Süffig und in eingängiger Sprache geschrieben. Mit überraschenden Wendungen bestückt – und mit Protagonisten in einer Villa am Zürichberg, die sich ein Leben mit exquisiten, vom Butler servierten Aperitifs und Schlemmereien leisten können.
Mit «Melody» vermag der Zürcher Bestsellerautor zwar nicht an seinen abgründigen und vielleicht besten Roman «Die dunkle Seite des Mondes» (2000) heranzukommen. Dennoch fiebert man bis zum Schluss mit, um zu erfahren, wo denn nun die Wahrheit verborgen liegt.
Buch
Martin Suter
Melody
336 Seiten (Diogenes 2023)