Martin Gantenbein und Mario Fuchs: Klingende Beizentour
Schauspieler Mario Fuchs und Schlagzeuger Martin Gantenbein begeben sich mit Texten von Robert Walser auf eine literarisch-musikalische Tour durch Basel und Umgebung.
Inhalt
Kulturtipp 06/2018
Letzte Aktualisierung:
13.03.2018
Babina Cathomen
«Eines Tages im heissen Sommer geschah es, trug es sich zu und machte es sich, dass ich mich ganz furchtbar für Gaststuben interessierte.» Augenzwinkernd beginnt der Schweizer Dichter Robert Walser (1878–1956) seine Geschichte «Wirtshäuselei». Nach dem «Löwen» und «Bären», nach vielen «Zweiern» und «Dreiern» Rot- und Weisswein befindet sich der Ich-Erzähler in einem flimmernden Zustand: &laq...
«Eines Tages im heissen Sommer geschah es, trug es sich zu und machte es sich, dass ich mich ganz furchtbar für Gaststuben interessierte.» Augenzwinkernd beginnt der Schweizer Dichter Robert Walser (1878–1956) seine Geschichte «Wirtshäuselei». Nach dem «Löwen» und «Bären», nach vielen «Zweiern» und «Dreiern» Rot- und Weisswein befindet sich der Ich-Erzähler in einem flimmernden Zustand: «Das Gehen kam mir wie ein unbegreifliches, fremdartiges Etwas vor, und eine Lust war in mir, umzufallen und friedfertig am Boden liegen zu bleiben.»
Von dieser Beizentour haben sich Mario Fuchs, Ensemblemitglied im Theater Basel, und der Schlagzeuger Martin Gantenbein inspirieren lassen: Sie siedeln ihren literarisch-musikalischen Abend mit Robert-Walser-Texten in alten Gasthäusern in Basel und im Baselbiet an. Dort kann das Publikum bei einem Glas Wein den kurzen Prosatexten oder den rätselhaften Mikrogrammen lauschen. Die beiden Künstler verdichten die heiter-melancholischen Texte zu einem assoziativen Sound-Teppich. Schauspieler Mario Fuchs beschreibt den Abend als Dialog zwischen Sprache und Musik: «Zwei begegnen sich in einer Beiz, bleiben sitzen und reden miteinander. Einer erzählt Anekdoten und kommt ins Philosophieren, der andere reagiert musikalisch darauf.»
Die Zeit darf stehen bleiben
Während Fuchs die Texte zum Klingen bringt, kreiert Gantenbein an seinem Klangtisch mit Trommeln, Gongs und Becken den passenden Sound. Ein altes Tonbandgerät dient als Radio oder Geräuschmaschine. «Wie es so ist, wenn man auf einer Beizentour im Alkohol versumpft, kommen nebst versponnenen Ideen auch existenzielle Themen auf», ergänzt Fuchs.
Die beiden wollen einen atmosphärisch dichten Abend gestalten, der allein über die Texte und die melodische Begleitung vom Schriftsteller erzählt: Walsers Leben am Rand der Gesellschaft, sein Vagabundentum und sein Verweilen im Augenblick. Er war ein Meister im genauen Beobachten von kleinen Dingen wie einem Zündhölzchen oder einem rostigen Nagel. «In der heutigen hektischen Zeit kann man einiges mitnehmen von diesen humorvoll-verspielten Texten», ist Fuchs überzeugt. «Walser schafft Raum für das kleine Wertvolle, für den Müssiggang und die Kontemplation, in der die Zeit stehen bleiben darf.»
Eine Lust war in mir, umzufallen
Premiere: Mi, 7.3., 20.00
Monkey Bar Basel
Tourneedaten: www.theater-basel.ch