Mariza Zurück zu den Wurzeln
Die hochgelobte Fado-Erneuerin Mariza setzt auf ihrem fünften Studioalbum ganz auf die klassische Form des «portugiesischen Blues». Im Luzerner KKL stellt sie ihr neues Werk vor.
Inhalt
Kulturtipp 07/2011
Letzte Aktualisierung:
04.03.2013
Claudine Gaibrois
Der Titel der neuen CD überrascht: «Fado tradicional» kündigt Mariza an, und das Versprechen hält sie. Die portugiesische Sängerin interpretiert Lieder der Fado-Legende Amália Rodrigues und andere Fado-Klassiker, daneben aber auch neue Kompositionen, die jedoch ganz im traditionellen Stil gehalten sind.
Das Motto «zurück zu den Wurzeln» gilt auch bei der musikalischen Begleitung: Es kommen ausschliesslich die traditionellen Fado-In...
Der Titel der neuen CD überrascht: «Fado tradicional» kündigt Mariza an, und das Versprechen hält sie. Die portugiesische Sängerin interpretiert Lieder der Fado-Legende Amália Rodrigues und andere Fado-Klassiker, daneben aber auch neue Kompositionen, die jedoch ganz im traditionellen Stil gehalten sind.
Das Motto «zurück zu den Wurzeln» gilt auch bei der musikalischen Begleitung: Es kommen ausschliesslich die traditionellen Fado-Instrumente – portugiesische Gitarre, akustische Gitarre und akustische Bass-Gitarre – zum Einsatz. Hier setzt Mariza am stärksten «neue» Akzente. Denn seit ihrem Karrierestart vor zehn Jahren erweiterte sie das musikalische Spektrum des Fado beträchtlich und schaffte es, den traditionellen portugiesischen Musikstil einem weltweiten Publikum näherzubringen. Insbesondere auf ihrem letzten Album «Terra» liess sie sich von Trompete und Klavier begleiten, brachte Einflüsse von Flamenco, kapverdischer Morna und brasilianischer Musik ein. Auf dem vorangegangenen Album «Transparente» kamen üppige Streicherklänge zum Einsatz.
«Ich wollte zurück zu den Erinnerungen meiner Kindheit im Lissaboner Altstadtviertel Mouraria», erzählte Mariza in einem Interview der deutschen Presseagentur dapd. Dort führten ihre Eltern nach ihrer Rückkehr aus dem afrikanischen Mozambik, wo die Tochter eines Portugiesen und einer Halb-Mozambikanerin zur Welt kam, ein kleines Fado-Lokal. «Die Lieder, die dort zu hören waren, haben sich wie ein Tattoo in meine Seele eingebrannt, sie werden mein ganzes Leben Teil von mir sein.» Mit diesem Album danke sie ihrer Stadt und «all diesen Stimmen, den Fadosängern, meinen Lehrern».
Nach fast zehn Jahren Tourneen und Auftritten in den grossen Konzertsälen der Welt verspürte Mariza auch den Wunsch nach einem anderen Rahmen für ihre Konzerte. Die Sängerin mit der starken Bühnenpräsenz und dem auffälligen Outfit – die kurzen platinblonden Haare und die spektakulären Roben sind ihr Markenzeichen – sucht bei ihrer jetzigen Tournee «nach einer grösseren Intimität mit dem Publikum», wie sie gegenüber einer portugiesischen Tageszeitung sagte.
Stimme als Trumpf
Die Kritiken zu Marizas neuem Album fielen gemischt aus: Die einen lobten die Rückkehr zur schlichten klassischen Fado-Instrumentierung als «stilistisches Sprungbrett für Marizas hochexpressive Stimme», der britische Guardian hingegen monierte, «Fado tradicional» sei zu wenig abwechslungsreich.
Fest steht, dass die 37-Jährige auch auf ihrem fünften Album ihren grössten Trumpf voll ausspielen kann: Ihre fantastische, tragende Stimme, die reifer als
je klingt, und ihren intensiven, hochemotionalen Gesang. Damit gilt mehr denn je, wie die britische BBC schwärmte: «Wenn Mariza singt, steht die Zeit still. Das Publikum ist wie gefangen in ihrer Falle.»
[CD]
Fado tradicional
(Capitol 2011).
Do, 7.4., 19.30
KKL Luzern
[/CD]