Soeben hat er noch eine Actionszene mit dem «Seichhörnli » und dem «Oberjägermeister Brünzli» auf der Bühne geprobt, nun sitzt Marius Tschirky in seinem Tonstudio in St. Gallen und erzählt lebhaft gestikulierend von seinem Familienstück. «Felltuschgnusch» hat er speziell fürs Theater St. Gallen geschrieben, teilweise setzt er aber auf Altbekannte. «Für Kinder, die unsere Figuren von Konzerten, Hörspielen oder Bilderbüchern kennen, ist es megaläss, wenn der Dachs Adalbert oder der Muskelkater auf der Bühne auftauchen.»
Neu dazu kommen etwa das scheue «Ohjemireh» oder der coole «Tofuchs». Sie alle treffen sich im Waldteich zum Baden. Doch das «Seichhörnli» sorgt für Trouble, weil es die Felle vertauscht und sich die Tiere in einem ungewohnten Pelz zurechtfinden müssen. «Im Stück geht es auch um Toleranz, Rassismus und die Erkenntnis, dass zwar alle verschieden aussehen, im Inneren aber gleich sind», sagt er. Die Moralkeule schwingt er dabei nicht. «Wenn die Kids Spass haben und über etwas lachen können, kommt die Botschaft sowieso besser an», ist er überzeugt. Mit seiner Band Marius & die Jagdkapelle und dem Mix aus Slapstick, Comedy und mitreissenden Songs sorgt er für volle Säle. Was so lässig-leicht rüberkommt, kann aber ganz schön anstrengend sein: «Nur dastehen und Gitarre spielen reicht nicht. Die Kids wollen nicht nur konsumieren, sondern mitmachen. Und mit unserer Ironie unterhalten wir auch die Eltern.»
Vom Waldkindergarten zum Musikbusiness
In den Songs des ausgebildeten Kindergärtners spielt meist die Natur eine grosse Rolle. Tschirky, der auf dem Land im ausserrhodischen Teufen lebt, hat sich als Waldkindergarten-Pionier einen Namen gemacht. Noch heute gibt der Naturpädagoge Kurse zum Thema. Sein Fokus liegt aber klar auf der Musik.
Auch wenn sich damit in Zeiten von Spotify nicht viel Geld verdienen lässt: «Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Musik verkauft wie jetzt und so wenig verdient dabei. Das Musikbusiness stirbt ab. Wenn wir so eine Lobby hätten wie die Bauern, würden wir schon lange vor dem Bundeshaus protestieren.» Er selbst spielt seine Songs im eigenen Tonstudio ein und kann von den Einnahmen der Kinderkonzerte leben. Seine Musik für Erwachsene, zu der etwa der neue Song «Chüe» zählt, betreibe er nur noch als Hobby. Dafür zieht es ihn vermehrt auf die Bühne, wie bereits mit den beiden «Hotzenplotz»-Produktionen in St. Gallen. In «Felltuschgnusch» führt er die Kinder als Erzählerfigur Marius durch den Abend. Als improvisierender Entertainer müsse er sich zwar daran gewöhnen, dass er seine Monologe nun auswendig lernen muss und das Spontane nur am Rande Platz hat, meint er. Spass macht es ihm alleweil. «Könnt ihr tierisch?», fragt er sein Publikum am Anfang und lässt es kräftig mitsingen zu den Songs vom «Seichhörnli » und Co.
Felltuschgnusch
Premiere: Sa, 26.11., 14.00
Um!Bau St. Gallen
Ab 5 Jahren
www.theatersg.ch
Marius Tschirkys Kulturtipps:
Kinder-Hörspiel Silberbüx: 4. Fall
«Soeben ist das neue Hörspiel mit Kinderliedern von Silberbüx erschienen!»
www.silberbuex.ch
Liederabend Riklin & Schaub
«Mani Matter würde im Grab gütig lächeln, wenn er die perfekt gefeilten Texte, aber auch die reduzierte, wahnsinnig gut arrangiere Musik der beiden hören würde.»
Tournee: www.riklinschaub.ch
Album Dachs: Aber Irgendöpis Zwüschedine (Mouthwatering Records 2022)
«Super Bandname, sehr gute Texte und schöner Gesang, der musikalische Grenzen auslotet. Schlicht das Beste, was St. Gallen in den letzten Jahren an Popmusik geboten hat!»