Die Kunst, sich Fremdmaterial anzueignen, hat Marianne Faithfull seit jeher gepflegt, als ihr Markenzeichen sozusagen. Im besten Fall, wenn es ihr auf den Leib geschrieben wurde, wie «As Tears Go By» von den beiden Rolling Stones Mick Jagger und Keith Jagger (die zwei waren ihrer Muse auch erotisch zugeneigt). Damals, 1964, erklang noch das Glockenhelle ihrer Jungmädchenstimme. Diese ist, dem Lebenswandel «ganz unten» auf der Drogen-Gasse geschuldet, gewichen. Marianne Faithfull besitzt längst das für sie charakteristische dunkle, raue Timbre mit bisweilen durchdringendem Effekt als stimmliches Erkennungsmerkmal. Auf Platte wie im Konzert singt eine mit authentischer Innigkeit.
Marianne Faithfull hat die wilden Sixties überlebt, als deren Ikone sie galt. Wie war das damals wirklich? Eigentlich halb so wild, wie sie jüngst dem deutschen «Musikexpress» bekannte: «Wir hätten ein paar Dinge bewegen können. Aber das haben wir nicht. Insofern war es eine riesige Zeitverschwendung. Und ich bin immer noch dabei, die verlorene Zeit aufzuholen – weil ich eben besonders verschwenderisch war.»
Das jüngste Album «Horses And High Heels» ist in New Orleans eingespielt worden. Zu hören sind Cover, dazu vier eigene Stücke. Mit im Spiel waren Dr. John an den Tasten und Lou Reed an der Gitarre. Und wieder einmal Rolling Stones: Im neuen Song «Eternity» vernehmbar sind marokkanische Samples, die aus dem 1968er-Soloalbum von Brian Jones stammen.

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Marianne Faithfull
Horses And High
Heels
(Naïve 2010).

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