Signer im breiten Berndeutsch frei heraus. Die ersten zehn Folgen der neuen SRF-Serie «Maloney» seien abgedreht, jetzt müsse er sich erholen. Tatsächlich scheint sich Signer eine Erkältung eingefangen zu haben, jedenfalls verlangt er nach einem Tee.
«Nid schwarz, mit Chrüter bitte», betont er in den Büros der Zürcher Produktionsfirma C-Films. Eine TV-Serie zu drehen, sei anstrengend, weil zugleich verzettelt und gedrängt, erklärt der Schauspieler. Bekannt wurde er mit der Verfilmung von Pedro Lenz’ «Der Goalie bin ig» 2014 und setzte mit dem Bundespolizisten Kägi in der Serie «Wilder» nach. Für beide Rollen gewann er Filmpreise.
«Ich bin eben abonniert auf Randfiguren»
Nun also spielt Marcus Signer Maloney, den er bis anhin nur vom Hörensagen kannte. «Meine Mutter hörte ihn oft», erinnert er sich. Vielleicht ein Vorteil, denn: «Ich will den Radio-Maloney ja nicht nachmachen.» Die Kurzhörspiele des Zürchers Roger Graf waren von 1989 bis 2019 auf DRS 3, später auf SRF 3, zu hören und erreichten Kultstatus. Seit dem Tod von Maloney-Sprecher Michael Schacht werden alte Folgen wiederholt.
«Mein Maloney ist anders, nur schon, weil ich Bärndütsch spreche», sagt Marcus Signer. «Ich will der Figur irgendwie gerecht werden, mich aber nicht einengen lassen», beschreibt er die Herausforderung. Maloneys Charakterzüge habe er aber schon übernommen. «Die trockene Gesellschaftskritik, das Zynische, Ironische» hebt Signer genüsslich hervor.
«Wie SRF und C-Films auf mich gekommen sind, weiss ich nicht», sagt er. Aber er sei von Anfang an gesetzt gewesen. «Das löst bei mir keinen Grössenwahn aus. Ich bin eben abonniert auf Randfiguren, die ich auch gerne spiele. Sie sind meist spannend und schaden mir als Marcus Signer in keinster Weise.»
Er könne aber auch anders, habe auf der Theaterbühne begonnen, in der Berner Theaterwerkstatt 1230, wo er die Schauspielerei praxisbezogen erlernt habe. Oft spielte er dann in eigenen Produktionen. «Letztmals in der Berner Reithalle als Kreon im Stück ‹Antigone›.»
Für Signer ist «Maloney» ein Glücksfall. Während Corona standen viele Theater- und Filmproduktionen still. Wie viele Schauspieler hat er nur schwer wieder den Tritt gefunden. «Ich hatte einige Sprecher-Jobs, aber nebenbei habe ich auf dem Bau gearbeitet, um zu überleben.» Er wisse schon, dass er in den Medien anders dargestellt werde, sagt er, aber: «I verzelle ke Seich!»
Und so hoffe er auch, dass weitere «Maloney»-Staffeln folgen. Zuvor aber will er sich erholen und macht sich daran, seine neue Heimat zu entdecken. Seit einiger Zeit nämlich lebt der Ur-Berner in Zürich, wo es auch ganz schön sei: «Vor allem in der Natur!»
Maloney
Regie: Michael Schaerer, Luca Ribler
Ab Do, 28.11., im Kino
Ab Januar auf SRF 1
Marcus Signers Kulturtipps
Film
«Les enfants du paradis»
von Marcel Carné (1945)
«Ein Film, den ich mir immer wieder anschaue. Marcel Carné siedelt seine Geschichte im Theater an und fängt dessen Magie sehr schön ein. Der Film findet sich bestimmt in Videotheken oder in Online-Archiven.»
Museum
Kunst Museum Winterthur
«Der Winterthurer Mäzen Oskar Reinhart hat eine der umfassendsten Kunstsammlungen der Schweiz angelegt, deren Besuch mir immer wieder neue An- und Einsichten bietet.»
Naturgenuss
Waldspaziergang
«Auch Natur kann Kultur sein. Wenn man bei einem Waldspaziergang in sich geht und die Ruhe spürt. Das ist genauso erbaulich wie die Lektüre eines Buches, begradigt zudem den Rücken und hebt den Kopf.»