Maile Meloy Familiensaga aus Amerika
Im neuen Roman «Tochter einer Familie» der US-Autorin Maile Meloy deckt die Protagonistin lange <br />
gehütete Familiengeheimnisse auf.
Inhalt
Kulturtipp 02/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Babina Cathomen
Die Leichen im Familienkeller sind ein beliebtes Thema in der Literatur. Auch in Maile Meloys amerikanischer Familiensaga werden sie Stück für Stück ausgegraben. Im Mittelpunkt des dreiteiligen Romans steht Abby. Die Leser begleiten sie über zahlreiche Lebensstationen hinweg: Von den Windpocken in der Kindheit bis zu ihrem Werdegang als Literaturstudentin und Romanautorin. Der tragische Tod ihres Vaters wirft Abby kurzzeitig aus der Bahn und ist wohl auch ein Grund fü...
Die Leichen im Familienkeller sind ein beliebtes Thema in der Literatur. Auch in Maile Meloys amerikanischer Familiensaga werden sie Stück für Stück ausgegraben. Im Mittelpunkt des dreiteiligen Romans steht Abby. Die Leser begleiten sie über zahlreiche Lebensstationen hinweg: Von den Windpocken in der Kindheit bis zu ihrem Werdegang als Literaturstudentin und Romanautorin. Der tragische Tod ihres Vaters wirft Abby kurzzeitig aus der Bahn und ist wohl auch ein Grund für ihre komplizierten Liebesbeziehungen. Rund um die sympathische Protagonistin, die meist etwas durch den Wind ist, scharen sich zahlreiche Figuren aus der Familie Santerres. Eine besonders wichtige Rolle nimmt ihr um wenige Jahre älterer, attraktiver Onkel Jamie ein, mit dem sie weit mehr als nur eine Freundschaft verbindet. Als Abby einen Roman veröffentlicht, der mit pikanten Familiengeheimnissen aufwartet, bringt sie einiges ins Rollen.
Es geht zügig voran in Maile Meloys Roman: Ist Abby im ersten Kapitel noch ein von ihrer Hippie-Mutter etwas vernachlässigtes Kind, bewirbt sie sich Seiten später bereits am College in San Diego. Die grossen Zeitsprünge wirken zu Anfang irritierend, aber je mehr der Leser von Abbys Familie erfährt und in Nebenschauplätze und in die Vergangenheit eintaucht, desto mehr bekommt die Familie ein Gesicht. Meloy streut ganz unterschiedliche Fährten, erzählt aus verschiedenen Perspektiven des grossen Figurenrepertoires, schweift durch halb Amerika und behält dennoch stets eine klare Linie im Auge. Das liest sich leicht und luftig und die überraschenden Wendungen sind nur in seltenen Fällen etwas gar weit hergeholt.
In ihrem Debütroman «Liars and Saints», der noch nicht auf Deutsch vorliegt, hat die 39-jährige, mehrfach ausgezeichnete Autorin, die in Los Angeles lebt, das Grundgerüst für die Familiensaga der Santerres’ gelegt. In «Tochter einer Familie» nimmt sie nun Stränge davon wieder auf und setzt sie neu zusammen. Vorkenntnisse zu ihrem Erstling sind allerdings nicht nötig, um den Überblick zu behalten – auch wenn der Roman mit Verstrickungen und Beziehungswirren nicht spart.
[Buch]
Maile Meloy
Tochter einer Familie
384 Seiten
(Kein & Aber 2010).
[/Buch]