Märchenhaftes in Schwarz-Weiss
Schwarz-weiss, stumm, buchstäblich märchenhaft: Das ist der Film «Blancanieves» von Pedro Berger, der die Schneewittchen-Geschichte im Spanien der 1920er-Jahren spielen lässt.
Inhalt
Kulturtipp 02/2013
Urs Hangartner
Die Geschichte ist grausam, so, wie wir sie kennen. Es gibt alles wie im grimmschen Märchen: Ein schönes Mädchen, eine böse Stiefmutter und sieben Zwerge. Nur nimmt sich dieser Film unter anderem die Freiheit, das Geschehen ins südspanische Stierkampf-Milieu der 1920er-Jahre zu übertragen.
Antonio Villalta ist der gefeierte Star-Torero. Wenn er auftritt, strömen alle in die Arena. Bis ein schwerer Unfall passiert, der den Kämpfer in den Rol...
Die Geschichte ist grausam, so, wie wir sie kennen. Es gibt alles wie im grimmschen Märchen: Ein schönes Mädchen, eine böse Stiefmutter und sieben Zwerge. Nur nimmt sich dieser Film unter anderem die Freiheit, das Geschehen ins südspanische Stierkampf-Milieu der 1920er-Jahre zu übertragen.
Antonio Villalta ist der gefeierte Star-Torero. Wenn er auftritt, strömen alle in die Arena. Bis ein schwerer Unfall passiert, der den Kämpfer in den Rollstuhl zwingt. Und das Schicksal schlägt erneut zu: Bei der Geburt der Tochter stirbt Villaltas geliebte Frau. Carmencita, die kleine Carmen, wächst bei der Grossmutter auf, bis eines Tages die Stiefmutter Encarna (Maribel Verdú) die Kleine zu sich in die grosse Villa holt. Carmencita muss als Sklavin schuften, Kohlen schippen und Wasser schleppen. Eines Tages entdeckt die Kleine, dass der Hausherr ihr Vater ist. Heimlich trifft man sich, und Vater Antonio gibt seiner Tochter vom Rollstuhl aus Torero-Unterricht. Bis er stirbt.
Stiefmutter Encarna erteilt ihrem Chauffeur und Geliebten den Auftrag, Carmencita umzubringen. Doch diese überlebt den brutalen Anschlag auf ihr Leben. Wiedererwacht, weiss sie weder, wer sie ist, noch woher sie kommt.
Sieben Torero-Zwerge, die mit Ross und Wagen durchs Land ziehen und die Leute mit Spass-Stierkämpfen unterhalten, nehmen den namenlosen Findling in ihre Reihen auf und entscheiden: «Dann nennen wir dich Schneewittchen, wie im Märchen.»
Aus Carmencita wird Carmen (Macarena García), eine talentierte Stierkämpferin. Den Fängen der grausamen Stiefmutter ist sie aber nur scheinbar entkommen. Der vergiftete Apfel kommt ins Spiel. Als Jahrmarktattraktion liegt Carmen als Schneewittchen fortan in einem gläsernen Sarg. Für zehn Cents kann man versuchen, die Unglückliche wachzuküssen.
Ein bisschen Gerechtigkeit soll sein auf der Welt: Die Stiefmutter wird in den Katakomben der Arena von einem wilden Stier niedergestreckt.