Sie ist eine jener Sängerinnen, die sofort den Raum füllen, wo immer sie auftreten. Hebt Madeleine Peyroux zu singen an, hören ihr alle zu, auch wenn sie dies – wie so oft – leise und verhalten tut. Die 40-jährige US-Amerikanerin ist eine meisterhafte Interpretin und Performerin. Auf knallige Effekte und grosse Gesten ist sie nicht angewiesen – sie überzeugt mit ihrer Stimme.
New York–Paris
Gelernt hat sie dies buchstäblich auf der Strasse. Peyroux ist 1974 in Georgia geboren und war als Kind viel unterwegs. Mit ihren Eltern zog sie früh nach New York, als Teenager folgte sie der Mutter nach Paris. Dort spielte sie Strassenmusik und tourte mit Freunden drei Jahre lang durch Europa. Den direkten Kontakt zum Publikum möge sie bis heute, betont Madeleine Peyroux in Interviews. Und Schweizer Passanten habe sie als die grosszügigsten erlebt. Deshalb kehrt sie auch als Starsängerin, die heute mühelos grosse Hallen füllt, immer wieder in kleine Clubs zurück, ja selbst auf die Strasse. Und in die Schweiz.
Madeleine Peyroux komponiert und schreibt zwar auch selbst; so sang sie auf ihrem Album «Bare Bones» (2009) ausschliesslich eigene Songs. Ihr grosser Erfolg basiert aber auf der Neuinterpretation bekannter und vergessener Lieder. Und tatsächlich klingen sie neu. Ob Popballaden von Leonard Cohen, schräge Dylan-Songs oder Countryfolk von Hank Williams: Madeleine Peyroux singt sie mit ihrem warmen, leicht verschlierten Alt, der oft mit Billie Holiday verglichen wird. Ihre Stimme ist verführerisch üppig, auch wenn sie die Songzeilen mit zartem Vibrato fast nur haucht.
Einzigartig, wie sie ihre erlesenen Songs – und dazu gehören auch solche von Randy Newman, Tom Waits, Buddy Holly und Serge Gainsbourg – in ihren stampfenden Südstaatenblues mit leichtem Swingtouch packt. Und dabei nie langweilig klingt. Kein Wunder, ist sie bei der Wahl ihrer Mitmusiker doch genauso anspruchsvoll.
Mit Freunden unterwegs
Zu ihrer Stammcrew gehören Meister ihres Fachs wie Gitarrist Dean Parks, Pianist Larry Goldings und Drummer Scott Amendola. Als Gäste tauchen auch mal Stars auf wie Gitarrist Vernon Reid (Living Colour), Sängerin K.D. Lang oder Jazztrompeter Till Brönner.
Seit ihrem dritten Album «Carless Love» (2004) ist Produzent Larry Klein an ihrer Seite. Ein hellhöriger Soundmanager, der zudem in verschiedenen Szenen eng vernetzt ist. Just Klein aber bläst Peyroux’ Songs in letzter Zeit etwas gar schwülstig auf. Auf dem aktuellen Album «The Blue Room» nehmen die Streicher zu viel Raum ein.
Es macht den Anschein, als ob Madeleine Peyroux zuweilen den Gegenpol sucht. Als Strassenmusikantin oder indem sie zur ausgedehnten Europatournee im intimen Trio startet. Nach Zürich kommt sie mit ihren New Yorker Freunden Jon Herington an der Gitarre und Barak Mori am Bass.
CD
Madeleine Peyroux
The Blue Room
(Universal 2013).
Konzert
So, 18.5., 19.00
Moods Zürich