Lyrikband: Verse über das Morden und die Musik
Ein Lyrikband stellt den afroamerikanischen Dichter Yusef Komunyakaa erstmals in deutscher Sprache vor.
Inhalt
Kulturtipp 10/24
Florian Bissig
Mit Jazzversen und Einblicken ins Leben eines schwarzen US-Amerikaners und Vietnamveterans war der 1947 geborene Yusef Komunyakaa in seiner Heimat früh bekannt geworden. Eine deutsche Ausgabe versammelt nun Gedichte aus den zwei letzten Jahrzehnten. Komunyakaa arbeitet hier oft mit lyrischen Formen wie dem Sonett, die er sich mit viel Freiheit aneignet. Neben Objektgedichten und musikalischen Stücken sind es immer wieder die Themen Gewalt, Krieg, Blut und Tod, die den Dichter umtrei...
Mit Jazzversen und Einblicken ins Leben eines schwarzen US-Amerikaners und Vietnamveterans war der 1947 geborene Yusef Komunyakaa in seiner Heimat früh bekannt geworden. Eine deutsche Ausgabe versammelt nun Gedichte aus den zwei letzten Jahrzehnten. Komunyakaa arbeitet hier oft mit lyrischen Formen wie dem Sonett, die er sich mit viel Freiheit aneignet. Neben Objektgedichten und musikalischen Stücken sind es immer wieder die Themen Gewalt, Krieg, Blut und Tod, die den Dichter umtreiben.
In historischen Imaginationen widmet er sich etwa byzantinischen Generälen und Kamikazepiloten. Oder einem Matador, der dem Angriff des Toro mit flinkem Two-Step «perfecto» ausweicht und ihm, für das Publikum unsichtbar, die Klinge ins Herz stösst. Brutal, aber elegant scheint das die Flamencotänzerin zu finden. «Sie liebt die Gewandtheit seiner Hände / & Füsse. Manche Wesen rauben dem Blut / seine Morgenröten.» Wird dem Lebewesen sein Morgen gestohlen? Erwacht im Morden eine neue Lebendigkeit? Solche Fragen werfen die Gedichte auf – und lassen sie offen.
Musik als Quelle des Trosts
Eindeutiger ist das Gedicht «Ich bin Abeer Quassim Hamza al-Janabi» über die Vergewaltigung und Ermordung einer 14-jährigen Irakerin durch USSoldaten. Auch Jahrzehnte nach seinem eigenen Einsatz im Kriegsgebiet kommt der Lyriker immer wieder auf die Gräueltaten von US-Soldaten zurück. Er verlangt sich selbst und uns eine Empathie ab, die wehtun kann. «Sie versuchten, die Beweise zu verbrennen, / ich aber werde immer – immer fast fünfzehn sein.» Dass die Musik für Komunyakaa eine Quelle des Trosts bleibt, dokumentiert der Band etwa mit einer zarten Ode an die arabische Kurzhalslaute, das «kleine Kummerschiff».
Buch
Yusef Komunyakaa
Der Gott der Landminen
Aus dem Englischen von Mirko Bonné
176 Seiten
(Hanser 2024)