Dieser Eklat zeichnete sich ab. Gleich in der ersten Sendung im Schweizer Fernsehen mit dem neuen Moderator Stefan Zweifel wetzte Gesprächsteilnehmerin Elke Heidenreich das Messer: streitlustig, rechthaberisch, immer für ein Wortduell zu haben. Zweifel dagegen im eigentlichen Sinn ein Moderator, ein Ausgleichender, manchmal etwas lehrerhaft. Nur folgerichtig, dass er Heidenreich korrigierte, als sie den Philosophen Martin Heidegger falsch zitierte. Diese blieb natürlich uneinsichtig, das schuldete sie ihrem Image. Statt nun Zweifel den Rücken zu stärken, setzte ihn die Redaktionsleiterin der Sendung kurzerhand als Moderator ab.
Schnauze – Feingeist
Beim Fernsehen hat man nun mal die Heidenreichs lieber als die Zweifels. Das liegt am Medium. Ja, Herrgott nochmal, wer bringt denn mehr Quoten? Die Schnauze Heidenreich oder der Feingeist Zweifel? Na, also. Die Gesprächsteilnehmer werden nicht ins Studio eingeladen, um einander gern zu haben, literarische Debatten zu führen oder gar historische Wahrheiten zu ergründen. Das zeigt die «Arena» Woche für Woche. Kein Politiker tritt dort auf, um Wahres zu sagen, sondern um recht zu haben. Und was in der «Arena» gut ist, kann im «Literaturclub» nicht schlecht sein.
Zweifel hat die Konsequenzen gezogen. Jetzt liegt der Ball bei den Programmverantwortlichen. Naheliegend wäre es, die Redaktionsleiterin zu entlassen, weil sie Zweifel statt Heidenreich gerüffelt hat. Doch das wäre ungerecht, diese Redaktorin hat nur ihren Leistungsauftrag erfüllt: vielleicht nicht ganz im Sinn des Service public, aber bestimmt gemäss dem herrschenden SRF-Kulturverständnis.
Wäre da nicht eher eine Weiterentwicklung der Sendung angezeigt – zu einer Art Duell?! Heidenreich steht als Kombattantin fest, die Frau ist unersetzlich. Gegen sie kann antreten, wer will. Denkbar ist der Schwingerkönig, eine Ex-Miss-Schweiz, die nichts mehr zu verlieren hat, oder Bundesrat Ueli Maurer, weil er in guter Stimmung ist. Der Moderator erübrigt sich; ein Schiedsrichter pfeift nur bei gröberen Übergriffen ab. Man weiss aus andern Lebensbereichen, dass diese Leute eine Menge einstecken können und nicht gleich beim ersten Windchen Rückzug blasen.
Mit Schiedsrichter
Und worüber sollen die Leute in der Sendung denn reden? Über Literatur natürlich, aber bitte nicht mehr Heidegger. Viel besser sind Themen wie: Verletzt John Knittels «Via Mala» die Bestimmungen der Alpeninitiative? Für die Alten. Ist Cecelia Ahern eine Emanze? Für die Frauen. Oder: Muss man Paulo Coelho als Vorbereitung ins Jenseits gelesen haben? Für uns alle.
Eine Runde dauert 50 Minuten. Gewonnen hat, wer noch atmet. Der Schiedsrichter entscheidet.