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Welch verzweifelte Liebesbriefe kennt die Literaturgeschichte – von Ingeborg Bachmann und Paul Celan etwa oder Franz Kafkas «Briefe an Milena». Im Vergleich dazu mutet die Korrespondenz zwischen dem russischen Autor Anton Tschechow und seiner Frau, der Schauspielerin Olga Knipper, zurückhaltend an. Die beiden lebten oft getrennt, da der an Tuberkulose erkrankte Dichter sich im milderen Klima auf der Krim erholen sollte, während sie in Moskau an ein Theaterengagement gebunden war. Fast täglich schrieben sie sich zwischen 1899 bis zu Tschechows Tod 1904 Briefe, Postkarten oder Telegramme. Der Dichter, der sich in seinem unfreiwilligen Exil langweilte, hielt sich bedeckt, dennoch scheint auch die Tragik dieser Beziehung durch: Als die «letzte Seite meines Lebens» bezeichnet er seine ferne Geliebte – im Wissen darum, dass er nicht mehr lange leben wird. Sie wünscht sich von ihm derweil mehr Romantik: «Deine Briefe sind nicht sehr zärtlich», schreibt sie. Dennoch ist die innige Liebe spürbar – Olga Knipper überlebte ihren Mann um 55 Jahre, hat aber nie wieder geheiratet.
Im Stadttheater Solothurn sind die Liebesbriefe in der musikalischen Lesung «Mein Liebster, mein Ferner» mit den Schauspielern Margit Maria Bauer und Wolfram Schneider-Lastin sowie dem Pianisten Martin Kunz zu hören.
Musikalische Lesung: Mein liebster, mein Ferner
So, 11.12., 17.00 Stadttheater Solothurn
CD
Mein ferner lieber Mensch – Ein Liebesroman in Briefen
Hg. Jean Benedetti
Erstmals auf Deutsch erschienen: 1998
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