Optische Auffälligkeiten beflügeln eine Karriere im internationalen Musikbusiness. Bei Lianne La Havas sind es die dunklen ­Augen in kaffeebraunem Gesicht – und ein schepps aufgesteckter Haardutt. Die 23-jährige Londonerin spielt keck mit diesen Attributen, obwohl sie das gar nicht nötig hätte. Mit schönen Songs und gehaltvollen Texten begeistert sie Soulfans genauso wie Liebhaber von Folk, Pop oder Hip-Hop. Und ihre Stimme beschert einem wohlige Schauer wie eine Nackenmassage der Lieblingscoiffeuse.

Dies haben zuerst findige Internet-User erfahren, dann das Publikum der BBC-Musikshow «Later With Jools Holland». Dort gab La Havas ihre ersten Songs zum Besten, noch bevor sie ein Studio oder eine «richtige» Konzertbühne betrat. Der einsetzende Medien-Hype sorgte dann für rasante Beschleunigung. Das Major-Label Warner wurde hellhörig, die BBC nominierte La Havas für den New­comer-Preis «Sound 2012», und bereits ein halbes Jahr später ­erschien letzten Juli ihr Debüt­album «Is Your Love Big Enough?».

La Havas’ Talent ist big enough, also gross genug für diesen steilen Karrierestart. Davon konnte sich im Sommer das ­Luzerner Blue-Balls-Publikum überzeugen. Nun gastiert die Tochter einer Jamaikanerin und eines Griechen erstmals in Zürich. Ihr Vater übrigens heisst Vlahavas, ein Zungenbrecher, der für eine Pop-Karriere allzu hinderlich schien. Uns solls egal sein: Das abgerundete «La Havas» klingt so elegant und exotisch wie die Musik dieser vielversprechenden Musikerin.


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Lianne La Havas
Is Your Love Big Enough?
(Warner 2012).
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