Harald oder Olof? Harald soll sich bei Olof eingeladen haben, um mit ihm auf Segeltörn vor der südfinnischen Küste zu fahren. Oder ist es umgekehrt gewesen? Der Leser weiss es nicht; sicher ist nur, dass Harald nicht mehr an Land zurückkehrt. Olof muss sich gegenüber einem Kommissar erklären.

Was wie ein Krimi daherkommt, ist keiner. Der schwedisch-finnische Schriftsteller Johan Bargum hat mit der «Septembernovelle» eine kurze Schicksalsgeschichte auf 100 Seiten geschrieben. Dieser poetische Text ist ein Abgesang auf das Leben und dessen schicksalshafte Verstrickungen.

Harald und Olof kannten sich seit Jahren, aber nur flüchtig. Und doch waren sie ihr Leben lang eng verbunden. Denn zuerst war Harald mit Elin verheiratet, später Olof, der sie nach einer zufälligen Begegnung förmlich in sein Leben zog. Doch Elin ist kurze Zeit vor der verhängnisvollen Seefahrt bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ist jetzt der Moment für die Abrechnung zwischen den beiden Männern gekommen?

Johan Bargum erzählt das fatale Dreiecksverhältnis in zwei Teilen. Zuerst berichtet Olof einem anonymen Kommissar seine Version der Geschichte. Dann taucht ein Brief von Harald auf, und man ist mit der entgegengesetzten Version konfrontiert. Der erste Teil ist in einem rechtfertigenden, leicht provokativen Stil geschrieben. Der zweite ist in einem resignativen Ton gehalten, denn Harald ist an Krebs erkrankt. Der 71-jährige Autor Bargum hat beide Episoden in einer lakonisch, knappen Sprache gehalten: «Leuchttürme sind wie Engel, pflegte Elin zu sagen. Wenn jemand sie braucht, sind sie da, und sie sind auch da, wenn keiner sie braucht.»

Johan Bargum
«Septembernovelle» 
107 Seiten
(Mare 2014).