Langnau Jazz Nights Stars und Jungtalente im Emmental
Die Langnau Jazz Nights bieten einem jungen Publikum Konzerte und direkte Begegnungen mit Weltklassejazzern und einheimischen Bands.
Inhalt
Kulturtipp 15/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Frank von Niederhäusern
John Scofield zählt zu den unbestrittenen «Superstars» des Jazz. Nicht nur, dass der 59-jährige US-Gitarrist seit den 70er-Jahren im Geschäft ist und mit Ikonen wie Miles Davis, Charles Mingus oder Herbie Hancock spielte. Viel wichtiger: Scofield hat sich zu einem Musiker mit einer unverwechselbaren «Stimme» – sprich: Gitarre – entwickelt und füllt heute weltweit die Konzertsäle. Der Gitarrist ist bekannt für seine technische B...
John Scofield zählt zu den unbestrittenen «Superstars» des Jazz. Nicht nur, dass der 59-jährige US-Gitarrist seit den 70er-Jahren im Geschäft ist und mit Ikonen wie Miles Davis, Charles Mingus oder Herbie Hancock spielte. Viel wichtiger: Scofield hat sich zu einem Musiker mit einer unverwechselbaren «Stimme» – sprich: Gitarre – entwickelt und füllt heute weltweit die Konzertsäle. Der Gitarrist ist bekannt für seine technische Brillanz und eine stilistische Bandbreite, die von Bebop über Funk bis zum Jazzrock reicht. Einen seiner nächsten Auftritte gibt er in der Kupferschmiede des Emmentaler Städtchens Langnau im Rahmen der Langnau Jazz Nights. Er reist mit seiner New Group an, die nicht nur neu ist, sondern hochkarätig besetzt. Pianist Mulgrew Miller, Bassist Scott Colley und Drummer Bill Stewart zählen zur ersten Garde des aktuellen US-Jazz.
Netzwerk spielt
Da drängt sich die Frage auf: Wie holt man John Scofield ins Emmental? «Durch Beziehungen», sagt Walter Schmocker, der die Langnau Jazz Nights seit 21 Jahren organisiert und selbst Jazzbassist ist. «Ich war mit John Scofield auf Tournee und im Studio.» Ähnlich liegt der Fall bei den anderen Stargästen der diesjährigen Jazz Nights. Ravi Coltrane (ja, der Sohn von John Coltrane!) kennt Schmocker über dessen Pianisten Luis Perdomo, und der New Yorker Pianist Robert Glasper war schon früher in Langnau – als Begleiter von Trompeter Wallace Roney.
«Musiker, die schon mal hier waren, kommen liebend gerne wieder», sagt Schmocker. Sein Erfolgsrezept ist mehrschichtig und durchdacht. «Der kommerzielle Aspekt kommt bei uns erst an zweiter Stelle. Erste Priorität hat die Qualität und Aktualität der Musik.» Dies gefällt den Musikern, das weiss Schmocker aus eigener Erfahrung. Und offenbar auch seinem anvisierten Publikum, der Jugend. «In unserer Zeit, da der Musikgeschmack der Jugend von Multis bestimmt wird, ist es wichtig, gute Qualität zu präsentieren.»
Einheimische Bands
«Sehr wichtig sind uns auch einheimische Bands», betont Schmocker. Für die diesjährige Ausgabe hat er etwa das Kaleidoscope String Quartet des Berner Geigers Simon Heggendorn gebucht. Ein innovatives Projekt, das die Lebendigkeit der Schweizer Jazzszene verkörpert (siehe kulturtipp Nr. 9/11).
Nicht nur als Programmator ist der Langnauer Festivalintendant so engagiert wie offenkundig talentiert. Auch das Publikum – die Jugend – lockt er buchstäblich spielend ins Emmental. «Die Seele unseres Festivals sind die Workshops», sagt Walter Schmocker, der 10- bis 18-Jährige zu den Junior Jazz Workshops lädt. Dort erhalten die Nachwuchsjazzer die Möglichkeit, die abendlichen Stars an Masterclasses zu treffen. Unter den Dozenten sind heuer mit Pianist Ed Simons, Saxer Mark Turner oder Bassist Larry Grenadier ebenfalls klingende Namen zu finden.
[CD]
John Scofield
A Moment’s Peace
(Emarcy 2011).
John Scofield/
Metropole Orkest/
Vince Mendoza
54 (Emarcy 2010).
Kaleidoscope
String Quartet
Magenta
(Unit 2011).
[/CD]