«LA SOLITUDINE DEI NUMERI PRIMI» Zwei einsam Liebende
Zwei Seelenverwandte können in der Bestseller-Verfilmung von Saverio Costanzo nicht zueinander kommen. Und leiden still ein Leben lang.
Inhalt
Kulturtipp 16/2011
Urs Hangartner
Es ist die leise Tragödie zweier lädierter Leben, von Versehrten an Seele und Körper, die eine Art Zwillingspaar bilden als Seelenverwandte, die sich aber als Liebende nie wirklich nahe kommen können. So erklärt sich auch der Titel von der «Einsamkeit der Primzahlen» («La solitudine dei numeri primi»): Sie stehen ganz für sich, wobei es sich bei sogenannten Zwillingsprimzahlen um solche handelt, die fast beieinander liegen. Doch eben nur f...
Es ist die leise Tragödie zweier lädierter Leben, von Versehrten an Seele und Körper, die eine Art Zwillingspaar bilden als Seelenverwandte, die sich aber als Liebende nie wirklich nahe kommen können. So erklärt sich auch der Titel von der «Einsamkeit der Primzahlen» («La solitudine dei numeri primi»): Sie stehen ganz für sich, wobei es sich bei sogenannten Zwillingsprimzahlen um solche handelt, die fast beieinander liegen. Doch eben nur fast: Immer ist da noch eine Zahl dazwischen, die Zwillinge bleiben sozusagen getrennt.
Die Geschichte folgt der Buchvorlage, dem Debütroman von Paolo Giordano (geboren 1982). Er schaffte es 2008 in Italien gar zum Jahresrekordbestseller. Giordano hat am Drehbuch seiner Romanverfilmung durch Saverio Costanzo (Locarno-Gewinner mit «Private» 2004) mitgearbeitet.
Getrennte Wege
Die Story umspannt den Zeitraum von 1984 bis 2007. «Alice, Hinkebein!» wird sie von den Mitschülerinnen gehänselt. Alice hinkt und hat eine Narbe davongetragen vom Skiunfall, als ihr ehrgeiziger Vater sie als Kind im Nebel auf die Piste schickte. Mattia kümmert sich rührend um seine geistig leicht behinderte Zwillingsschwester Michaela. Nur einmal, als es zur Kindergeburtstagsparty geht, möchte er mal ohne sie sein. Er lässt die Schwester draussen im Park stehen. Als er zurückkommt, ist sie für immer verschwunden. Ein Leben lang wird er Schuldgefühle haben, zur Selbststrafe fügt er sich wiederholt Schnittwunden zu. Als Erwachsene gehen sie getrennte Wege, obwohl da Gefühle füreinander wären. Alice entschliesst sich gegen den Willen ihrer Eltern – Isabella Rossellini spielt die Mutter – für den Beruf der Fotografin; Mattia erhält als begnadeter Mathematiker ein Auslandstipendium und zieht für längere Zeit in den Norden.
Das ist stark gespielt von Alba Rohrwacher (Alice) und Leinwand-Debütant Luca Marinelli (Mattia). Und berührend in Szene gesetzt.