Kunstband: Fleissarbeit
Christian J. Meier widmet dem in der Schweiz entstandenen Expressionismus eine umfassende zweibändige Publikation.
Inhalt
Kulturtipp 19/2019
Walter Labhart
Von den Hauptströmungen in der schweizerischen Kunst zwischen 1910 und 1920 wurde der Expressionismus weitaus häufiger zum Gegenstand von Ausstellungen und Untersuchungen als der im gleichen Zeitraum aktuelle Fauvismus, Kubismus und Futurismus. Der selbst bei führenden Schweizer Expressionisten wie Fritz Baumann, Otto Baumberger oder Otto Morach anzutreffende Stilpluralismus zeugt von einer weiteren Annäherung an die internationale Avantgarde.
Wie wirkungsv...
Von den Hauptströmungen in der schweizerischen Kunst zwischen 1910 und 1920 wurde der Expressionismus weitaus häufiger zum Gegenstand von Ausstellungen und Untersuchungen als der im gleichen Zeitraum aktuelle Fauvismus, Kubismus und Futurismus. Der selbst bei führenden Schweizer Expressionisten wie Fritz Baumann, Otto Baumberger oder Otto Morach anzutreffende Stilpluralismus zeugt von einer weiteren Annäherung an die internationale Avantgarde.
Wie wirkungsvoll sich einheimische Künstler in diese Avantgarde einbrachten, um eine eigenständige schweizerische Moderne zu entwickeln, versucht Christian J. Meier in seiner kunstwissenschaftlichen Publikation zu ergründen. Der Autor hat unter anderem als Ordinarius für Wirtschafts- und Europarecht an der Universität St. Gallen doziert und 2018 in Kunstgeschichte promoviert.
Die Resultate seines gründlichen Quellenstudiums vor allem der progressiven Künstlergruppen liegen jetzt als klug strukturierte, aber wenig leserfreundliche Dissertation in den beiden Bänden «Der Schweizer Expressionismus» vor. Des Autors Sucht, den ohnehin sehr anspruchsvollen Text mit Fremdwörtern zu übersäen, wirkt manieristisch und ermüdend.
Anspruchsvolle Texte –stilfremde Beispiele
Bemerkenswert bleibt die aus einem Text- und einem Bildband bestehende Neuerscheinung als Fleissarbeit. Christian J. Meier hat keine Mühe gescheut, die entlegensten Studien und Rezensionen aufzustöbern und ein über 50 Seiten starkes Literaturverzeichnis zu erarbeiten. Ein Personenregister fehlt jedoch ebenso wie der Einbezug der expressionistischen Schweizer Lyrik. Befremdlich wirken die Vorliebe für den Begriff «helvetischer Expressionismus» oder die Zuordnung der Stadt München zu den «germanischen Kunstmetropolen», wie dieses Beispiel zeigt: «Dabei handelt es sich zum einen um Transgressionen als (permanente) avantgardistische Entgrenzungen und Grenzüberschreitungen, zum anderen um räumlich-geografische Ausdifferenzierungen in zwei (dichotomischen) Stossrichtungen …»
Der im Vorwort angeprangerten «ausgewachsenen Stilvermischung» fiel der Autor bei der Auswahl des Bildmaterials selber zum Opfer. Rätselhaft ist etwa, was die «Kubistische Komposition» oder der im Stil der Neuen Sachlichkeit gemalte «Monte Bondone» von Baumann im Band zu suchen haben. Dazu kommen weitere untypische, oft drittklassige Aquarelle und Ölbilder, etwa von Max Gubler, Numa Donzé oder Alexander Zschokke. Hingegen fehlen Werke von Arnold Brügger, Helene Dahm, Alexander Soldenhoff und anderen.
Bücher
Christian J. Meier
Der Schweizer Expressionismus
Zwei Bände: 400 + 300 Seiten
(Scheidegger & Spiess 2019)