Kunst und Kultur im Landessender Beromünster (kKlB) Landessender wird zum Kunsthaus
Seit Ende 2008 herrscht Funkstille, dafür neuerdings «Kunstzwang» im Landessender Beromünster. Noch ist das sogenannte KKLB nicht fertig, aber bereits recht belebt. Ein Besuch auf der Baustelle.
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Kulturtipp 20/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Urs Hangartner
Neues Leben zieht ein in der Luzerner Landschaft nahe Beromünster. Der Künstler Wetz (bürgerlich Werner Zihlmann) hat die ganze Landessender-Anlage für symbolische fünf Franken erworben und ist seither mit seinem Team am Werk. Nach sieben Jahren musste er sein populäres KKL in Uffikon LU Ende 2010 aufgeben – aus politischen Gründen, weil Bauten wie die grosse Beton-Skulptur Tempelhof in der Landwirtschaftszone nicht erlaubt sind. Da kam ihm ...
Neues Leben zieht ein in der Luzerner Landschaft nahe Beromünster. Der Künstler Wetz (bürgerlich Werner Zihlmann) hat die ganze Landessender-Anlage für symbolische fünf Franken erworben und ist seither mit seinem Team am Werk. Nach sieben Jahren musste er sein populäres KKL in Uffikon LU Ende 2010 aufgeben – aus politischen Gründen, weil Bauten wie die grosse Beton-Skulptur Tempelhof in der Landwirtschaftszone nicht erlaubt sind. Da kam ihm das BeromünsterAngebot gerade recht.
Kunstvermittlung
Noch ist das KKLB (für «Kunst und Kultur im Landessender Beromünster») eine Baustelle. Einiges ist fertig, vieles muss aber noch werden. Besuchen kann man das KKLB trotzdem schon, auch lässt es sich als exklusiver Event-Ort für Tagungen, Seminare und Firmenanlässe nutzen – jedoch nicht einfach so. Wetz erklärt bei der ersten offiziellen Führung Anfang September: «Man kann unsere Räume nicht mieten. Man muss eineinhalb Stunden Zeit für uns haben. Wir machen hier Kunstvermittlung.» Er hat beim Gang durch das KKLB viel zu erzählen.
Beromünster, heute eidgenössisches Kulturgut, war ein Ort von nationaler Bedeutung, in Kriegs- und Kalter-Krieg-Zeiten musste sichergestellt sein, dass die (Deutschschweizer) Bevölkerung via Beromünster informiert werden konnte. Die Funktionstüchtigkeit des Senders hatte zu hundert Prozent gewährt zu sein. Wetz spricht denn auch von der Anlage als einem «Hochsicherheitstrakt». Und er hält die Anekdote parat vom Beromünster-Direktor – dessen Gattin in der Metzgerei im Dorf mit «Frau Direktor Landessender» angeredet wurde – und seinem Flair für Gummibäume. Ein solcher, stetig wachsend, stand im Herzen der Anlage, im Senderaum 1, ausgestattet mit Bewegungsmeldern. Diese registrierten die geringste Regung im Raum und leiteten ein Alarmsignal an die Polizei. Da der Gummibaum ab und zu des Nachts Blätter zu verlieren pflegte, rückte schon mal die schwer bewaffnete Polizeitruppe an – umsonst.
Der Kunstrundgang offenbart Bilder, Skulpturen, Videos, Installationen. Auch ganz Prominentes von Roman und Aleksandra Signer. Ihre Videoarbeit «Beim Landessender Beromünster 2008» ist nicht teuer erstanden, sondern ein Geschenk der Künstler. Um die Ecke entsteht ein Kleintheater mit der Holzbestuhlung eines früheren Kinos. Man kommt an «Lotti» vorbei, Wetz’ «One Hit Wonder»: Eine lebensechte Kuh, sinnbildlich «am Tropf wie die Schweizer Landwirtschaft» (Wetz). Diese Installation könnte er noch heute für gutes Geld an manche internationale Kunststätten ausleihen. Doch das will er nicht. Und so hat Kuh «Lotti» nun in Beromünster ihre definitive Heimat gefunden.
Das frühere Herz der Sende-Anlage heisst heute «Kunstsaal 1» und wird dank des Luzerner Bildhauers und Malers Alois Hermann als «Show-Lager-Installation» von über 100 Figuren bevölkert. Daneben der «Kommandoraum» mit den originalen Überwachungsmonitoren. Hier sollen wieder Bilder laufen, allerdings von (künstlerischen) Videos. Auf dem Fensterbord Skulpturen vom Bildhauer Robi Müller (Buttisholz LU), gegenüber das Büro von KKLB-Direktor Silas Kreienbühl, der an den Wänden eigene Foto-Kunst ausstellt.
In der Schafstall-Galerie hinterm Haus zeigt Egon Albisser, ein weiterer Luzerner Kunstschaffender, Reliefbilder. Sein jüngstes Werk: Kunstvoll angeordnete Metallteile, Reste des im August gesprengten kleinen Reservesendeturms. Draussen hats Platz zum Verschwenden. Da steht die neu gebaute 17 Meter hohe Tabakscheune, die «Kunsthalle 4». Hierhin zügelt bald Wetz’ autobiografische Grossinstallation «Zihlenfeldlöchli», welche Publikumsliebling in Uffikon war. Viel Platz in der Tat: Alles mit eingerechnet, misst die KKLB-Fläche zehn Quadratmeter mehr als das Verkehrshaus in Luzern.
Ein Schmuckstück ist Wetz’ «Schweizer Landessal 2011» mit Aussicht auf den denkmalgeschützten Sendeturm. Der Besucher-Raum ist auch Cafeteria. Mit im Angebot inmitten aller Kunst die Kulinarik. Das KKLB hat bereits Eigenes kreiert: Die Landjäger-artigen Würste vom nahe gelegenen Sau-Gut heissen «Landessenderli».