Sie liest gerade «Das schwarze Buch» des türkischen Schriftstellers Orhan Pamuk. «Eindrücklich, wie differenziert er die unterschiedlichen Ansätze des Islams darstellt», sagt die Basler Künstlerin Cécile Hummel. Sie besuchte in den letzten Monaten längere Zeit Ägypten und hat dort gesehen, wie unterschiedlich ausgeprägt der Islam sein kann. Dabei habe sie erfahren, dass westliche Massstäbe unzureichend seien, um die gesellschaftlichen Verhältnisse von Grund auf zu verstehen, beispielsweise in Bezug auf die Stellung der Frauen. So habe sie selbstbewusste ägyptische Frauen kennengelernt, deren Leben kaum europäischen Vorstellungen entspreche – ohne aber nach gängigen Klischees unterdrückt zu sein.
Pamuk ist für Hummel auch ein literarisches Erlebnis, sie tauche gerne ab beim Lesen. «Deshalb kann ich mich ebenso in die Lyrik vertiefen.» Sie habe den griechischen Dichter Konstantin Kavafis (1863–1933) entdeckt und die Tessiner Dichterin Alfonsina Storni (1892–1938), deren Biografie kürzlich erschienen ist.
In den zwei Jahren beschäftigte Hummel das Kunstfestival «Hecht an der Grenze» in Gottlieben TG, wo sie aufgewachsen ist: «Darum habe ich mich in die Bodensee-Literatur eingelesen und mich mit dem Kunstschaffen der Gegend auseinandergesetzt.» Sie habe für dieses Festival intensiv mit andern Künstlerinnen und Künstlern zusammengearbeitet. «Mit kollektiver Intelligenz» entstehe vieles, das man allein nicht zustande bringe: «Mein Basler Atelier ist dagegen Rückzugsort für mich; dort fühle ich mich aufgehoben und geborgen.»
Musikalisch steht ihr der Barock am nächsten. Ihr Mann ist als Kunsthistoriker Barockspezialist, er habe sie damit angesteckt. Aber sie möge auch Exotisches, «so habe ich in Ägypten Rap-Versionen gehört, verbunden mit der traditionellen Musik des Landes». Sie muss dabei jedoch intensiv zuhören, beim Arbeiten kann sie kaum je Musik einschalten: «Allerdings höre ich manchmal Radiosendungen, das Radio ist mein Lieblingsmedium.»
Neben der Kunst ist für Cécile Hummel die Architektur wichtig. Sie reiste durch Kalifornien auf den Spuren von Architekten wie Louis I. Kahn (1901–1974) oder Frank Lloyd Wright (1867–1959). «Diese Klassiker prägen mich», sagt sie. Zum Reisen gehören für sie auch Besuche im Zürcher Museum Rietberg. Im Winter war eine Ausstellung über Persien zu sehen, jetzt sind Masken von der Elfenbeinküste ausgestellt.
Im Kino oder als DVD sehe sie am liebsten Klassiker, etwa den italienischen Regisseur Pier Paolo Pasolini; er «verbindet Kunst und Film zu einem Gesamtwerk, aber ich kann mich auch mit Zeitgenössischem vergnügen etwa einem Woody Allen oder Jim Jarmusch».