Bei steigenden Lebensmittel-, Krankenkassen-, Strom- und Mietkosten bleibt manchmal wenig Budget übrig für die Kunst. Viele können sich kein Theaterticket für 80 Franken oder ein Konzert für 170 Franken leisten – dabei bringt gerade ein berührendes Musik- oder Theatererlebnis oder der Besuch in einer interessanten Ausstellung Schwung in den Alltag. «Man weiss aus Studien, dass etwa ein Museumsbesuch Stress reduziert, das Wohlbefinden steigert und gegen soziale Isolation wirkt», sagt Esther Hirzel, die für die KulturLegi verantwortlich ist.
Mit dem schweizweiten Projekt setzt sich das KulturLegiTeam zusammen mit der Caritas seit 2003 dafür ein, dass alle am kulturellen Leben teilhaben können: Familien, Menschen mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende oder Kulturschaffende mit geringem Einkommen. Man kann die KulturLegi auf der Website beantragen, wenn das Einkommen nachweislich am Existenzminimum liegt oder man Unterstützungsgelder erhält. Wer die Karte besitzt, bekommt zwischen 30 und 100 Prozent Rabatt in den Bereichen Kultur, Sport und Bildung.
Die Kultur macht mit zurzeit rund 1400 Offerten etwa 40 Prozent des gesamten Angebots aus. Auf der übersichtlichen Website entdeckt man mit wenigen Klicks zahlreiche lohnenswerte Ausflüge: Gratis ist mit der KulturLegi etwa das Zürcher Museum Rietberg oder das Kunstmuseum Luzern, 10 Franken Eintritt zahlt man im Theater Basel, und das Lucerne Festival bietet Tickets für 20 Franken an.
Die Benützung der KulturLegi ist in den letzten Jahren markant angestiegen. «Im Jahr 2023 besassen im Vergleich zum Vorjahr 23 Prozent mehr Menschen die Karte – insgesamt 185000», sagt Hirzel zu den neusten Zahlen. Beteiligt sind fast alle Kantone, nächstes Jahr fehlt nur noch das Tessin. Die 30-jährige Sunanda Mathis ist eine der vielen KulturLegiNutzerinnen. «Es gibt für mich super Angebote für Konzerte, Museen, Kino, Zeitungsabos oder das Sportabo.»
Die junge Mutter arbeitet Teilzeit bei einem Begegnungsort für geflüchtete Frauen und Kinder in Zürich. In diesem Rahmen empfiehlt sie die KulturLegi auch ihren Klientinnen, die oft mit sehr wenig Geld auskommen müssen. «Sie nutzen sie vor allem für stark vergünstigte Deutschkurse, aber wir gehen auch mal zusammen in eine Ausstellung», erzählt Mathis. «Die Karte wird durchwegs positiv aufgenommen. Die Leute, welche die KulturLegi noch nicht kannten, können es zuerst meist gar nicht glauben, dass in der teuren Schweiz so ein Angebot besteht.
Die Karte gibt ihnen eine kleine Verschnaufpause in finanziellen Angelegenheiten.» «Der Druck auf Leute mit wenig Geld steigt», sagt Esther Hirzel. Darum baut das KulturLegiTeam die Sparmöglichkeiten laufend aus. 2023 sind nochmals rund 15 Prozent mehr Angebote dazugekommen, darunter viele von Kulturinstitutionen. «Besonders beliebt im Kulturbereich sind bei den Nutzern grosse Konzerte oder Anlässe wie das Gurten Festival oder Musicals und Familienveranstaltungen», hat sie festgestellt.
Mit der neu lancierten KulturLegi-App sollen die Angebote noch leichter zugänglich sein. Und mit Projekten wie «Lots*innen» oder «Tandem» setzt das KulturLegi-Team auf gemeinsame Erlebnisse, weil sich manche in der Gruppe vielleicht eher ins Museum oder ins Theater trauen. Ein weiteres Ziel ist, ältere Menschen mit kleinem Budget mehr einzubeziehen, die bisher noch die kleinste Benutzergruppe ausmachen.
Hirzel ist überzeugt: «Mit Kultur geht es der Gesellschaft besser. Darum ist es so wichtig, dass sie für alle zugänglich ist.»
Tipps für Kultur ohne Kultur-Legi
Museen
Einige Museen in der Schweiz sind kostenlos: Helmhaus Zürich, Migros Museum für Gegenwartskunst Zürich, Musée des Beaux Arts in Lausanne (Dauerausstellung), Skulpturenhalle Basel, Kornhausforum Bern, Museen Forum Würth
Schweizer Museumspass (177 Fr./Jahr): Gratiseintritt in über 500 Schweizer Museen – www.museumspass.ch
Kunsthaus Zürich: Gratiseintritt am Mittwoch in die Sammlung
Museen Basel: Einige sind kostenlos am ersten Sonntag im Monat (z. B. Kunstmuseum Basel) und zu späten Öffnungszeiten.
Aktion «Gratis ins Museum» in Bern: Jeden Samstag im August in fast allen Berner Museen n Museen Lausanne: Jeden ersten Samstag im Monat kostenlo
Literatur
Sofalesungen: Schweizer Autorinnen und Autoren bei Lesungen im intimen Rahmen erleben, ganze Schweiz: «kleiner Preis» für 10 Franken www.sofalesungen.ch
Bücherbrockis: Fundgruben für Literaturfans mit bis zu 100 000 preiswerten Secondhand-Büchern in Aarau, Basel, Bern, Zürich, Luzern www.buecher-brocky.ch
Bücherschränke: Bücher in alten Telefonkabinen etc. gratis zum Mitnehmen (auf Wikipedia gibt es eine Liste öffentlicher Bücherschränke)
Theater
Fast alle Schweizer Theaterhäuser bieten Rabatte für Junge und Senioren an. Geflüchtete können oft Gratiskarten beziehen. Beim Sogar Theater in Zürich gibts zudem vergünstigte Karten für Alleinerziehende.
Schauspielhaus Zürich: Theatermontag mit Karten zum halben Preis.
«Zahlen, was man kann»-Modell: Neumarkt, Winkelwiese, Gessnerallee, Tanzhaus und Rote Fabrik in Zürich sowie Südpol in Luzern bieten freiwillige Preiskategorien an (mindestens 15 Franken).
Wer offen für Neues und Unfertiges ist, sollte Abschlusspräsentationen von Theaterschulen im Auge haben. Für 15 Franken kann man am 28./29.6. in der Gessnerallee etwa die Projekte der ZHdK-Studierenden ansehen. Vom 17.5. bis 21.6. zeigt die Schule für Musical und Theater im Turbine Theater Adliswil ZH für 15 Franken Szenen und Songs. Die Abschlusspräsentation der Dimitri-Schule in Verscio TI kostet für Erwachsene 20, für Kinder 10 Franken.
Volksvorstellungen im Opernhaus mit stark vergünstigten Tickets: Nächste Termine am 15./16./ 25./30.6. An manchen Opernhaustagen wird zudem auf alle Plätze 50 Prozent Rabatt für Kurzentschlossene gewährt.
An zahlreichen Musikfestivals gibt es kostenlose Konzerte: Die Saison beginnt mit Afro-Pfingsten Winterthur (15.–22.5.), Sierre Blues Festival (13.–15.6.) und Jazz Ascona Festival (20.–29.6.). Eine kulturtipp-Zusammenstellung zum Thema Gratis-OpenAirs folgt in einer der kommenden Ausgaben.
Kino
Kinomontag: Manche Kinos gewähren am Montag bis zu 25 Prozent Eintrittsrabatt.
Kinokarte Arthouse-Commercio-Kinos und Neugass-Kinos in Zürich und Bourbaki in Luzern (einmalige Gebühr: 25 Franken): 5 Franken günstiger ins Kino – www.kinokarte.ch
Pathé Weekday Pass (99 Fr. / 6 Monate, nicht verlängerbar): Unbegrenzter Zugang zu Filmen (Mo–Fr) in den 7 Pathé Kinos in der Schweiz – www.pathe.ch/de/pathepass
Arena Card (einmalige Gebühr: 40 Franken): Vergünstigtes Ticket in den 7 Schweizer Arena Kinos, 13 Franken (Mo–Fr) bzw. 12 Franken (Sa/So vor 12.00) – www.arena.ch
Kinder und Familien
Kultur-GA für junge Leute bis 25 in den Kantonen Bern, Freiburg, Neuenburg, Jura und Wallis: Für 100 Franken im Jahr Gratiseintritte zu Kulturveranstaltungen (Festivals, Konzerte, Ausstellungen etc.) – www.kulturga.ch
Theater Basel: Jeden Mittwoch, 15.00–16.00 – kostenloser Kindernachmittag im Foyer mit Tanzworkshops, Zaubershows, Klangreisen u. a. für Kinder von 4 bis 8 Jahren n Theater Chur: Familienticket (1 Erwachsene und 1 Kind): 30 Franken
Kurtheater, Kino Orient und Thik in Baden AG: Mit der Familienkarte (20 Franken/Jahr) gibt es ermässigten Eintritt.
Gratis Kids Comic Tag in vielen Schweizer Buchhandlungen und Comicshops mit Gratis-Comics, Ausstellungen, Wettbewerben, Zeichenkursen: 11.5. – www.gratiscomictag.de
Krimispass: Interaktives Outdoorspiel an diversen Orten in der Schweiz, für Erwachsene und ältere Kinder geeignet. Kostenlos, nötig ist nur ein Smartphone – www.krimispass.ch n Schweizer Vorlesetag: Zahlreiche Familienveranstaltungen in der ganzen Schweiz, viele sind kostenlos: 22.5. www.schweizervorlesetag.ch