Erst kürzlich ist sein neues Buch erschienen. «Feuer der Freiheit» begleitet das Leben und Wirken von vier Philosophinnen im Deutschland des Nazi-Terrors. Innert weniger Wochen hat der Titel die 7. Auflage erreicht. «Da kann man nicht meckern», lacht Wolfram Eilenberger am Telefon in Berlin. Der gebürtige Schwarzwälder ist Bestseller-Autor in einem Bereich, den die meisten Menschen sonst meiden. Sein Trick klingt einfach: «Beim Philosophieren bringt einen das Erzählen oft weiter als reine Argumente.» Dieses Talent zur Philosophie-Vermittlung hat Eilenberger 2016 ins Team der SRF-«Sternstunden» geführt. Worüber er bis heute frohlockt, denn: «Dieses TV-Format unterscheidet sich von vielen anderen im deutschsprachigen Raum. Mit Barbara Bleisch und Yves Bossart darf ich die Formatgrenzen spren-gen, indem wir während einer ganzen Stunde die Kunst des Gesprächs pflegen.»
«Die Glücksmomente soll man geniessen»
Nächstes Mal tut dies Eilenberger am Valentinstag: Mit der deutschen Autorin Thea Dorn diskutiert er über «Einsamkeit und Trost». Ein grosses Thema. «Wie immer in der ‹Sternstunde›», betont Eilenberger, «und dazu ein aktuelles.» Die Corona-Situation habe Menschen auf Fragen zurückgeworfen, die lange vermieden wurden, sich aber nicht länger verdrängen lassen. «Weil es etwa auf die Frage, was nach dem Sterben kommt, keine Antwort gibt, ist die Philosophie, das Erkunden und Sich-Orientieren also, jene Form des Dialogs, die uns am weitesten bringt.» So geschliffen redet Eilenberger nicht nur am Telefon, sondern auch am Bildschirm. Es sei ihm ein Anliegen, zwischen Akademie und Alltag zu vermitteln, sagt er.
Zum Doktor der Philosophie wurde Eilenberger in Zürich. Nach Studien in Heidelberg und dem finnischen Turku folgte er seinem Doktorvater Michael Hampel an die ETH, wo er 2008 promovierte. «Zürich und die Schweiz sehe ich hinsichtlich Kultur- und Geistesleben als Weltmacht», sagt er. Nach Zürich reist er heute nicht nur für die «Sternstunde»-Sendungen, zuweilen hält er auch Vorlesungen an der ETH – aktuell in beschränktem Rahmen. Die Sendung mit Thea Dorn wird in Berlin aufgezeichnet. Beschränkt ist auch Eilenbergers Kulturleben. Früher ging er gerne ins Theater, an Konzerte und ins Kino. Nun bleibt ihm viel Zeit zum Lesen und Schreiben. Wird also bald der nächste Bestseller folgen? «Den Erfolg hat man als Schreibender nie in der Hand», meint er dazu. «Erfolg kann auch kein Ziel des Schreibens sein. Aber wenn er dann kommt, soll man die Glücksmomente geniessen.»
Fernsehen
Sternstunde Philosophie
So, 14.2., 11.00 SRF 1
Feuer der Freiheit
Wolfram Eilenberger
400 Seiten
(Klett-Cotta 2020)
Wolfram Eilenbergers Kulturtipps
Buch
Raphaela Edelbauer: Dave (Klett-Cotta 2021)
«Ein philosophischer Roman zum Jahrhundertthema künstliche Intelligenz. Gewagt, wuchtig, spannend und gedankentief – ein intellektuelles Leseererlebnis erster Güte.»
CD
Taylor Swift: Folklore
(Universal 2020)
«Die US-Songwriterin begibt sich auf die Suche nach dem Klang einer verwundeten Generation und liefert den Soundtrack eines zukunftsoffenen Patriotismus.»
Podcast
Fussball MML
«Mit ihren vollblinden Analysen liefern die drei Podcaster Micky Beisenherz, Maik Nöcker und Lucas Vogelsang Fussball-Trash-Talk auf Champions-League-Niveau.»