kulturtipp: Mischa Gallati, zu Weihnachten laufen heutzutage unzählige Musik-Sendungen und Filme. Welche Rolle spielt die Unterhaltung über die Festtage?
Mischa Gallati: Der Fernseher besitzt seit den 50ern und 60ern einen festen Platz im Familienwohnzimmer. Es ist also nicht verwunderlich, dass er auch an Weihnachten eine grosse Rolle spielt. Er nimmt innerhalb der Familie eine verbindende Rolle ein. Wir schauen «Drei Nüsse für Aschenbrödel» und machen so eine gemeinsame Erfahrung, die wir später wieder abrufen können.
Einen Film-Klassiker haben Sie schon angesprochen. Gibt es ein Muster, was zu Weihnachten gezeigt wird?
Es gibt verschiedene Kategorien: Naheliegend sind Stoffe, welche die Geburt Jesu zum Thema haben. Dann gibt es jene, die das Thema Familie aufnehmen. Aber eben auch Filme wie «Sissi», die nichts mit Weihnachten zu tun haben. Sie werden gezeigt, weil sie über ihren Status als Klassiker die ganze Familie ansprechen sollen. Schliesslich gibt es noch jene Filme, die Weihnachten als Brauchpraxis oder kalendarisches Ereignis zum Thema haben. Letztere sind in meinen Augen entscheidend dafür, wie wir heute Weihnachten feiern.
Inwiefern?
Filme wie «Kevin – Allein zu Hause» und viele andere haben mit ihren starken Bildern entscheidend zur grossen Attraktivität der US-amerikanischen Familien-Weihnacht beigetragen.
Haben Film und Fernsehen das Weihnachtsfest tatsächlich verändert?
Man sieht das auch an anderen Feiern wie Hochzeiten: Diese Anlässe sind stark mit medialen Bildern aufgeladen. Wir haben heute rund um Weihnachten zum Beispiel einen sehr dominanten Farbkanon. Rot, grün und Gold – von der Schaufensterdekoration bis zum Weihnachtspullover. Auch bei den Figuren kam es in den letzten Jahren zu einer Verschiebung. Man kommt fast nicht mehr um all die Elfen, Weihnachtsmänner und Rentiere herum. Unser traditionell in gewissen Regionen verankertes Christkind hat es zurzeit dagegen schwer.
Was sich dafür hält, ist das Singen an Weihnachten. Der Weihnachtslied-Klassiker «Stille Nacht» feiert sein 200-Jahre-Jubiläum. Somit ist Weihnachten, wie wir es kennen, noch nicht sehr alt.
Unsere Weihnachten entstand im 18. und 19. Jahrhundert. Darin steckt die Idee der kleinbürgerlichen Familie, die zelebriert wird, indem sie sich aus der Öffentlichkeit ins Wohnzimmer zurückzieht. Darum kreist ganz vieles, was den Brauch heute ausmacht: der Baum im Zentrum, die Geschenke. Aber gerade diese einfach erkennbaren Codes machen es aus, dass Weihnachten heute global beliebt ist wie kaum ein anderes Fest. Es steht für Freundschaft, Familie und Liebe – positive Werte also.
Klassiker im Fernsehen
Sissi
Mo, 24.12., 20.15 ARD
(W: Di, 25.12., 15.55)
Sissi – Die junge Kaiserin
Di, 25.12., 17.35 ARD
Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin
Mi, 26.12., 17.30 ARD
Drei Nüsse für Aschenbrödel
Mo, 24.12., 11.30 SRF 1
Di, 25.12., 10.25 ARD
Kevin – Allein zu Hause
Mi, 26.12., 14.10 SRF 1
Alle Filme werden auch auf anderen Kanälen gezeigt.