Krimireihen - Morde, ein Ermittler und fast immer eine  Aufklärung
Eine Region, ein Ermittler, ein Autor – und ein Verbrechen. Literarische Krimireihen leben von der Wiederholung und sind beliebt. Lesenswertes im Vergleich.
Ob in Rom, in Basel oder dem fiktiven Kleinstädtchen Kingsmarkham: Morde geschehen überall. Der Leser weiss schon, bevor er das Buch aufklappt, was ihn erwartet. Ein Verbrechen, eine Ermittlung und fast immer eine Lösung. Das Ritual ist das Lesevergnügen.
Der Leser kann sich auf bekannte Figuren verlassen; er kennt die Ermittler bereits mit ihren Macken und Allüren. Und er erlebt dennoch Neues, denn die Geschehnisse in den einzelnen Büchern von Krimire...
Ob in Rom, in Basel oder dem fiktiven Kleinstädtchen Kingsmarkham: Morde geschehen überall. Der Leser weiss schon, bevor er das Buch aufklappt, was ihn erwartet. Ein Verbrechen, eine Ermittlung und fast immer eine Lösung. Das Ritual ist das Lesevergnügen.
Der Leser kann sich auf bekannte Figuren verlassen; er kennt die Ermittler bereits mit ihren Macken und Allüren. Und er erlebt dennoch Neues, denn die Geschehnisse in den einzelnen Büchern von Krimireihen mögen ähnlich sein, gleich sind sie nicht. Somit kann sich der Leser voll und ganz auf die neue Geschichte konzentrieren. Und die Krimileserinnen und -leser wissen, am Schluss erwartet sie Befriedigung – der Täter wird gefasst, die Ordnung ist wieder hergestellt.(bc)
Bärbeissiger Melancholiker
Im Basler Milieu ermittelt Hansjörg Schneiders Kommissär Hunkeler. An die Dienstvorschriften hält er sich meist nicht, dafür lässt er sich auf direkten Kontakt mit zwielichtigen Gestalten ein und findet im Gespräch mehr heraus als seine Kollegen im Büro. Hunkeler ist ein Kommissar in der Tradition von Friedrich Glausers Wachtmeister Studer oder Friedrich Dürrenmatts Kommissär Bärlach: Ein älterer Ermittler mit Hang zur Melancholie und Bärbeissigkeit, aber mit gutem Herzen. «Mit Hunkeler kann ich einfach eine Geschichte erzählen, ohne grosse Literatur machen zu müssen», sagte Schneider in einem Interview. Für spannende Unterhaltung mit viel Basler Lokalkolorit sorgt er in seinen bisher acht Krimis allemal. Zuletzt ist der Roman «Hunkeler und die Augen des Ödipus» erschienen, der die Theaterszene aufs Korn nimmt.
[Buch]
Hansjörg Schneider
«Hunkeler und die Augen
des Ödipus»
240 Seiten (Diogenes 2010).
[/Buch]
Gesellschaftliche Abgründe
Die fiktive südenglische Kleinstadt Kingsmarkham weist wahrscheinlich weltweit die höchste Rate an Kapitalverbrechen auf. Krimiautorin Ruth Rendell lässt ihren Chefermittler Reginald Wexford regelmässig Mordfälle lösen, in vielen Fällen wie in «Der vergessene Tote» gleich mit zwei Leichen. Die Wexford-Krimis leben vom Gegensatz des beschaulichen kleinstädtischen Lebens und den gesellschaftlichen Abgründen, die sich hinter den Kulissen öffnen – häusliche Gewalt, Rassismus oder nackte Gier. Ermittler Wexford ist ein gutmütiger Mann, der auch mal ein Auge zudrückt, wo die Polizei einschreiten müsste. Übrigens: Im jüngsten Fall «The Vault» (noch nicht auf Deutsch erschienen) agiert der Held erstmals im Londoner Dickicht. (hü)
[Buch]
Ruth Rendell
«Der vegessene Tote»
352 Seiten (Blanvalet 2011).
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Mit Ecken und Kanten
«Der Kommissar hingegen stammte aus Catania und hiess Salvo Montalbano. Und wenn der etwas verstehen wollte, dann verstand er es auch.» So führt der italienische Autor Andrea Camilleri seinen Commissario im ersten Band der Krimi-Reihe ein. Montalbano ist ein Ermittler mit Ecken und Kanten, ein «sbirro nato» (ein geborener Bulle), der einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit an den Tag legt. Dabei scheut er sich nicht vor unkonventionellen Methoden. Camilleri bringt gerne gesellschaftspolitische Themen aufs Tapet wie etwa den Menschenhandel. Auch das charakteristische Beamtentum prangert er an. Sein Commissario isst und trinkt zudem fürs Leben gern – manchmal selbst auf Kosten der Erinnerung. (jf)
[Buch]
Andrea Camilleri
«Die Spur des Fuchses»
Commissario Montalbanos
zwölfter Fall
272 Seiten (Lübbe 2012).
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Einsamer Wolf
Er ist launisch, wortkarg und kämpft als einsamer Wolf mit den Plagen des Älterwerdens. Allzu oft verliert Kurt Wallander die Beherrschung, schnauzt seine Arbeitskollegen an, hadert mit der Ungerechtigkeit der Welt. Dennoch: Der Kommissar aus Ystad, einer Kleinstadt im südschwedischen Schonen, hat das Herz auf dem rechten Fleck. Seine mit vielen Unzulänglichkeiten ausstaffierte Menschlichkeit macht ihn beliebt bei seiner grossen Leserschaft. Zum Erfolg der zehn Wallander-Krimis, die mehrfach verfilmt worden sind, trägt auch Mankells explizite Gesellschaftskritik bei. Alle Fälle sind zwar im ländlichen Schonen angesiedelt, verwoben aber mit globalen Themen wie religiösem Fanatismus, Wirtschaftskriminalität oder Menschenhandel. (fn)
[Buch]
Henning Mankell
«Der Feind im Schatten»
589 Seiten (Zsolnay 2010).
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Der Gourmet-Kommissar
Bruno, chef de police im südfranzösischen Périgord, ist ein Lebemensch: Dem gutem Essen und Wein aus der Region sowie den schönen Frauen ist er nicht abgeneigt. Der schottische Schriftsteller Martin Walker, der in Washington und im Périgord lebt, schreibt stets nach gleichem Muster: In die Gourmet-Idylle St. Denis lässt er eine Bombe platzen. Im neusten Krimi «Delikatessen» stossen etwa Archäologen bei Ausgrabungen auf einen Toten neueren Datums. Später muss sich Bruno in seinem vierten Fall mit der Separatistenbewegung ETA und militanten Tierschützern rumschlagen. Dabei trägt Walker zuweilen etwas dick auf und packt gar viel Crime ins französische Kleinstädtchen. Wer indes Krimis mit Kochrezepten und einem Schuss politischem und historischem Hintergrund mag, ist bei Martin Walker gut bedient. (bc)
[Buch]
Martin Walker
«Delikatessen»
416 Seiten (Diogenes 2012.)
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Zwischen den Fronten
Aurelio Zen ist Römer. Doch in Rom ermittelt die Hauptfigur des 2007 verstorbenen Autors Michael Dibdin nur selten. Meist wird Zen in andere Städte wie Venedig oder Neapel beordert, um dort knifflige Fälle zu lösen. Der Brite Dibdin zeigt die sozialen und politischen Probleme Italiens auf. Schon bei seinem ersten Fall («Eine Entführung auf Italienisch») wird der Kommissar mit Korruption, Mafia und starken Familienbanden konfrontiert. Zen gerät in Perugia zwischen die Fronten – alle wollen ihm die erwartete Katastrophe in die Schuhe schieben. Doch der Ermittler weiss sich zu helfen – auch mit zweifelhaften Arbeitsweisen. Und bleibt damit dem Leser über viele Bände als liebenswürdiger Ermittler erhalten. (jf)
[Buch]
Michael Dibdin
«Sterben auf Italienisch»
448 Seiten (Goldmann 2007).
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