Krimi: Ein Kommissar steht am Abgrund
Die erfolgreiche TV-Serie «Babylon Berlin» läuft seit gut drei Jahren. Der Ermittler Gereon Rath hatte sein Debüt aber bereits 2008 in Volker Kutschers Krimireihe. Jetzt ist der achte Band erschienen.
Inhalt
Kulturtipp 02/2021
Roland Gysin
Berlin hat sich im Juli 1936 für die Olympischen Sommerspiele herausgeputzt. Die Schilder «Für Juden verboten» sind verschwunden. Die Nazis gaukeln den Besuchern das Paradies auf Erden vor. Kein Wunder, darf über den tödlichen Zwischenfall im Olympiadorf nichts an die Öffentlichkeit dringen. Ein US-amerikanischer Sportfunktionär war beim Essen tot zusammengebrochen. Die SS beauftragt Gereon Rath, den Fall zu untersuchen. Es wird nicht bei diesem ...
Berlin hat sich im Juli 1936 für die Olympischen Sommerspiele herausgeputzt. Die Schilder «Für Juden verboten» sind verschwunden. Die Nazis gaukeln den Besuchern das Paradies auf Erden vor. Kein Wunder, darf über den tödlichen Zwischenfall im Olympiadorf nichts an die Öffentlichkeit dringen. Ein US-amerikanischer Sportfunktionär war beim Essen tot zusammengebrochen. Die SS beauftragt Gereon Rath, den Fall zu untersuchen. Es wird nicht bei diesem einen Toten bleiben. Immer tiefer gerät der Oberkommissar in einen Strudel von Geschichten, die mit seiner Vergangenheit zu tun haben.
Überraschende Einblicke in die Weltpolitik
Unterdessen gelingt es Gereons Frau Charly, falsche Pässe zu besorgen. Sie wollen das Land verlassen. Doch am Bahnhof wartet Charly vergeblich auf ihren Mann…
Volker Kutschers präziser Erzählstil kommt im Buch «Olympia» manchmal etwas platt da-her – der Kaffee «dampft», der Bewusstlose «kippt um» und der Schädel «brummt». Doch der deutsche Autor lässt dem Leser Zeit, eigene Bilder zu entwickeln, anders als die rasend schnell geschnittene TV-Serie. Zudem liefert der Historiker überraschende Einblicke in die Weltpolitik, etwa zu den Gemeinsamkeiten zwischen Chicago, der Heimat des toten Funktionärs, und Berlin: Die Polizei ist in Berlin in der Hand der SS, in Chicago zieht die Mafia die Fäden. Aber an beiden Orten gilt: Juden und Kommunisten sollen ausgemerzt werden.
Eigentlich wollte Kutscher mit dem achten Band aufhören. «Mein ursprüngliches Konzept war: vier Jahre Republik, vier Jahre Diktatur. Da wäre ich dann 1936 rausgekommen», sagte er im Interview mit dem Magazin «Rolling Stone». Doch schon nach den ersten Seiten und erst recht am Schluss des Buches ist klar: Das war nicht das Ende.
Buch
Volker Kutscher
Olympia
544 Seiten
(Piper 2020)