Dem Kunstlied haftet die Seriosität an wie ein trockener Filzstoff. Dabei haben Meisterkomponisten oft Gedichte vertont, die intensive Gefühlswallungen oder galoppierende Lebensfreude in treffende Worte packten. Oft aber versteht man die Texte kaum, weil sie von den Darbietenden gleichsam zerkaut und genüsslich verschlungen werden. Wie anders, wenn die ­Texte frisch und frech dahergeträllert werden und erst noch in Mundart erklingen!

Das erprobte Duo Sybille Diethelm und Fabienne Romer hat sich im Bereich des Dialekt-Kunstlieds umgehört und eine Auswahl zu einem Bühnenprogramm samt CD-Aufnahme (Prospero Classical 2021) zusammengestellt. All diese Lieder sind Vertonungen von Gedichten des Innerschweizer Mundartdichters Meinrad Lienert (1865–1933). Dessen Lyrik ist derart vital, dass sie den Liestaler Literaturnobelpreisträger Carl Spitteler zum Schwärmen brachte: «Mich jauchzt es, mich jubelt es, wenn ich an den Lyriker ­Lienert denke.» Für die Sendung «CH-Musik» hat SRF-Redaktor Valerio Benz eine Auswahl zusammengestellt mit Lienert-Vertonungen der Kom­-ponisten Friedrich Niggli, Volkmar Andreae und Felix Pfirstinger.         

CH-Musik: S’Gspüslis Auge
Sa, 9.10., 16.00 SRF 2 Kultur