Knuth und Tucek - «Wir machen, was wir machen»
Satire mit scharf und alles: Knuth und Tucek feiern bald Premiere ihres neuen Bühnenprogramms «Freiheit!».
Inhalt
Kulturtipp 19/2012
Frank von Niederhäusern
Nicole Knuth sitzt auf der Bühne und erzählt im Ton einer Märchentante: «Die Schweizer Demokraten sitzen in der Oper und blättern das Programmheft durch.» – «Lauter ausländische Namen», seufzt Olga Tucek neben ihr kopfschüttelnd. Dann nimmt sie ihr Akkordeon aufs Knie, die beiden schauen sich an und heben mit Falsettstimmen zum Wechselgesang an: «Asylanten – Asylanten, wie Hydranten – wie Hydranten – fluten si...
Nicole Knuth sitzt auf der Bühne und erzählt im Ton einer Märchentante: «Die Schweizer Demokraten sitzen in der Oper und blättern das Programmheft durch.» – «Lauter ausländische Namen», seufzt Olga Tucek neben ihr kopfschüttelnd. Dann nimmt sie ihr Akkordeon aufs Knie, die beiden schauen sich an und heben mit Falsettstimmen zum Wechselgesang an: «Asylanten – Asylanten, wie Hydranten – wie Hydranten – fluten sieeee unsre heile Welt …»
Knuth und Tucek sagen und singen, was Sache ist. Derart überspitzt und mit satirischer Schärfe, dass den Zuhörenden die Kiefer runterklappen, bevor sie nach Luft japsend zu lachen beginnen. Die beiden Zürcherinnen mit theatralisch-musikalischem Hintergrund touren seit zehn Jahren als «satirische Rockladies» durch die deutschsprachigen Lande. Jedes ihrer bislang sechs Bühnenprogramme fand mehr Publikum und Medienecho; letztes Jahr erhielten sie den Kabarettpreis «Salzburger Stier».
Ohne Musik geht nichts
Mitte Monat feiern sie Premiere des Programms «Freiheit! – Eine Misere in fünf Akten». Dieses wird «wohl etwas verrückter und spielerischer als unsere vorhergehenden Stücke», mailt Olga Tucek aus den letzten Proben. Was etwas heissen will, denn das Duo kam zwar bisher ohne viele Requisiten aus, baute aber imposant-witzige Kulissen und setzte auf vollen Stimm- und Körpereinsatz. Tucek lakonisch: «Formal ist die ‹Freiheit› eine Weiterentwicklung und wird filmisch und mit viel Musik erzählt.»
Ohne Musik geht für die beiden Kabarettistinnen gar nichts. «Musik transportiert Gefühle und Stimmungen», erklärt Olga Tucek. «Sie kommentiert, verführt, erzählt, untermalt, löst auf, schliesst ab.» Entsprechend breit ist der musikalische Horizont der ausgebildeten Sängerin Olga Tucek sowie Nicole Knuth, die sich als Enkelin von Gustav, Tochter von Klaus Knuth und Grossnichte von O.W. Fischer für das «multistilistische Kasperltum» entschieden hat. Die beiden Ladys rocken nicht nur: Sie singen, tirilieren, schmettern Opernarien, beschwingte Kabarettsongs und balladeske Chansons.
Spitz, träf und frech
Ihre Texte sind spitz, träf und oft rotzfrech. «Uuuh Offroader!», hauchen sie verzückt, mit harten Muskeln im Motor. Uuuh Offroader! Mit dem langen Auspuffrohr.» Um einen Vorgeschmack auf das neue Stück gebeten, mailt Tucek: «Die Freiheit begibt sich, als Göttin des Neo-Olymp, zur Erde, um herauszufinden, ob sie dort noch erkannt wird. Dabei gerät sie in die finsteren Tiefen des Bankenwesens, in ausbruchsichere Zoos, transzendente Yogastudios und in eine gigantische Fernsehshow.»
Für Knuth und Tucek formen sich ihre Stücke erst im Laufe der Proben. «Wir arbeiten chaotisch, verspielt, höchst dialektisch und lustvoll. Und bis zur letzten Minute», erklärt Tucek. Inspiration finden sie in der weltpolitischen und alltäglichen Realsatire. Der «Salzburger Stier» habe ihnen Publizität und mehr Publikum beschert, aber, so Olga Tucek mit Nachdruck: «Massentauglich werden wir nie. Wir machen, was wir machen.»
[CD]
Neurotikon
(Kulturbau 2011).
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[CD]
Auch das noch!
(Kulturbau 2007).
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