Klassik: Ungewohnte Sichtweisen
Das Davos Festival zelebriert Gleichstellung. 90 «young artists» bringen unerhörte Musik gerade auch von Frauen zum Klingen.
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Kulturtipp 17/2021
Frank von Niederhäusern
Die Luzernerin Luzia von Wyl hat es gut. Die Musik der 36-Jährigen wird auf der ganzen Welt gespielt. Anders Rebecca Clarke: Die englische Komponistin (1886–1979) beschränkte sich nach Anfeindungen, wonach eine Frau gar nicht komponieren könne, fast gänzlich aufs Bratschespielen. Zwei ihrer wenigen Kompositionen sind am Eröffnungsabend in Davos zu hören.
Intendant Marco Amherd gibt seiner zweiten Ausgabe das Motto «Aequalis»:...
Die Luzernerin Luzia von Wyl hat es gut. Die Musik der 36-Jährigen wird auf der ganzen Welt gespielt. Anders Rebecca Clarke: Die englische Komponistin (1886–1979) beschränkte sich nach Anfeindungen, wonach eine Frau gar nicht komponieren könne, fast gänzlich aufs Bratschespielen. Zwei ihrer wenigen Kompositionen sind am Eröffnungsabend in Davos zu hören.
Intendant Marco Amherd gibt seiner zweiten Ausgabe das Motto «Aequalis»: «Ich fand es spannend zu ergründen, wie sich musikalische Pendants zu Emanzipation, Feminismus und Gleichberechtigung entwickeln lassen.» Er glaube, dass einige Konzerte mit ungewohnten Sichtweisen überraschen.
50 Konzerte in und um Davos herum
Nicht nur ungewohnt, sondern buchstäblich unerhört sind fünf Auftragswerke, die am 20. August ihre Uraufführung in Davos feiern. Darunter ein Quartett von Luzia von Wyl. Die Pianistin, Komponistin und Bandleaderin ist in der Jazzszene seit 2008 unterwegs und hat sich international einen Namen gemacht als Klangmalerin raffinierter Kurzsuiten zwischen den Stilen. Für Davos hat sie ein Konzert für Klarinette, Fagott, Marimba und Schlagzeug geschrieben. Am selben Abend spielt sie mit ihrem zehnköpfigen Ensemble.
Jazz spielt in Davos wie auch die Volksmusik eine Nebenrolle. Die meisten der 50 Konzerte sind klassischen Werken des 20. und 21. Jahrhunderts gewidmet mit Ausflügen zurück bis in den Barock. Die 90 jungen Musikerinnen und Musiker spielen Werke von Bach über Brahms bis Bernstein, aber eben auch solche von – bekannten oder vergessenen – Frauen wie Clara Schumann und Alma Mahler, Ethel Smyth und Galina Ustwolskaja, Henriëtte Bosmans und Amy Beach, Caroline Charrière, Nina Simone und Cécile Marti.
Das Festival findet in und um Davos herum statt: im Kongresszentrum, in Kirchen und Hotels. Als neue Bühnen laden wochentags die Kirche St. Theodul um 11 Uhr und der Bahnhof Davos Platz um 17 Uhr zu Gratiskonzerten.
Davos Festival
Sa, 7.8.–Sa, 21.8., diverse Orte Davos GR und Umgebung
www.davosfestival.ch