Ausgerechnet Verbier. Ausgerechnet jener Ort, der im Frühling 2020 zur Après-Ski-Coronaschleuder und über Weihnachten wegen britischer Gäste zum Tagesthema wurde. Ausgerechnet Verbier verkündete als erstes Schweizer Sommerfestival sein Klassikprogramm.
Am 4. November verschickte die Presseabteilung die frohe Botschaft: «Die 28. Ausgabe des Verbier Festivals wird vom 16. Juli bis zum 1. August 2021 stattfinden.» Martin Engstroem ist zögerlich optimistisch, obwohl dem Festivalintendanten klar ist, dass man noch nicht aus dem Sturm heraus ist. Mutig (und traurig) sagte er letztes Jahr als Erster sein Sommerfestival ab.
In Saanen und Gstaad ist Grosses angesagt
Doch nun dürfen wir wieder träumen: von einem strahlend hellen Sommertag, 16. Juli zeigt der Kalender. Wir verlassen in Martigny am frühen Nachmittag den Zug, wechseln ins Postauto, und alsbald steigen wir aus auf fast 1800 Metern über Meer – in Verbier. Keine Erinnerungen an 2020 trüben die Aussicht. Noch ist Zeit zum Flanieren, erst um 19 Uhr wird die 28. Ausgabe des Verbier Festivals starten.
Wenn es in Verbier «bling, bling» macht, dann macht Gstaad sogleich «bam, bam». Auch am 16. Juli 2021 wird dort das Menuhin Festival starten. Unter dem Motto «London» wird Musik von der Spätrenaissance bis zur Moderne zu hören sein. Eine ganze Armada von grossen Musikern und Musikerinnen tritt in Saanen und Gstaad auf, von Julia Fischer bis Patricia Kopatchinskaja, von Maria João Pires bis Chick Corea. Überall, wo es Geld und russische Freunde (sprich Sponsoren oder Mäzene) gibt, sind auch Valery Gergiev und sein Orchester aus St. Petersburg zu Gast: sowohl in Verbier wie in Gstaad.
Bei dieser Ankündigungswelle gab auch das Lucerne Festival nicht klein bei und präsentierte ein komplettes Festival, das ab 10. August stattfindet. Der Vorverkauf startet am 27. April. Allerdings läuft der Verkauf spezieller Abo-Angebote für das Sommer-Festival mit einem Rabatt bereits jetzt. Doch sorgenfrei ist man in Luzern nicht. Anfang Januar hätte der Online-Vorverkauf für die András-Schiff-Tage starten sollen. Nun ist der Vorverkauf für das Frühjahrs-Festival auf den 2. Februar verschoben worden.
«Verrückt» heisst das Festivalthema in Luzern
Zur Eröffnung soll im Sommer das Lucerne Festival Orchestra mit Chefdirigent Riccardo Chailly aufspielen. Und das Träumen, wie man alsbald vor dem KKL stehen wird, die Leute lachen und plaudern hört, den musikalischen Kuckucks-Ruf im KKL vernimmt, will kein Ende nehmen.
Schon schaut man sich das Programm online an, bucht auch gleich den 14. August, will man doch die Mezzosopranistin Elina Garanca nicht verpassen. Und wie wäre es, am 15. Patricia Kopatchinskaja zu hören, am 16. Lang Lang, am 17. Daniel Barenboim, am 18. Igor Levit? Und so geht das weiter, als wäre nie etwas gewesen: Gergiev mit den Russen, die Berliner Philharmoniker, London Symphony, die Amsterdamer, die Wiener, sogar das Orchester aus Chicago... Die Welt ist zu Gast in Luzern. Verrückt? «Verrückt» heisst das Festivalthema des Lucerne Festival – und erstaunlicherweise war es schon vor Covid-19 erdacht.
Mit Kammermusik «in den siebten Himmel»
Das Musikdorf Ernen will uns am 2. Juli mit seinem Thema der 48. Festivalausgabe gar «in den siebten Himmel» verführen. Die Konzertprogramme – von «Kammermusik kompakt» zur Klavierwoche bis zu Barockkonzerten – sind bereits auf der Website abrufbar, der Vorverkauf läuft. Gar viel Optimismus? Im Sommer 2020 machte er sich bezahlt.
Ein prächtig verspieltes Programm bietet das Davos Festival ab 7. August. Der Stars liebende Konkurrent in Klosters, Klosters Music, beginnt schon am 31. Juli. Ab 15. August sollen die Murten Classics stattfinden: Das Programm ist noch offen. Und ab 22. September wird an der Waadtländer Riviera die 75. Ausgabe des Festivals Septembre Musical Montreux-Vevey über die Bühne gehen. Themenschwerpunkt ist die Schweiz. «Die andauernde Gesundheitskrise hat uns die Bedeutung einer Branche vor Augen geführt, die sich in einer beispiellosen kritischen Lage befindet. Das Erleben von Kultur ist ein wesentliches menschliches Bedürfnis. Wir sind überzeugt, dass uns die Unterstützung der Schweizer Kultur zum jetzigen Zeitpunkt dabei hilft, positiv in die Zukunft schauen zu können», schreibt Mischa Damev, Direktor des Festivals Septembre Musical. Abgeschlossen wird der Klassiksommer am 24. September mit dem Gotthard Klassik-Festival.
Bereits ab Ende Januar hätte ein Festival stattfinden sollen, die Sommets Musicaux. Unglaublich, wen Festivalleiter Renaud Capuçon alles nach Gstaad gelockt hätte. Hätte...denn der erneute Lockdown macht die meisten Pläne zunichte. Immerhin werden fünf Konzerte gestreamt.
Ob im Sommer gespielt wird, weiss noch niemand. Träumen darf man. «Das Leben geht weiter!», hiess der erste Satz in der Festival-Ankündigung aus Gstaad.
Sommets Musicaux de Gstaad – Online
Di, 2.2.: Martha Argerich / Renaud Capuçon
Mi, 3.2.: Martha Argerich / Nelson Goerner
Do, 4.2.: Jean-Paul Gasparian / Kim Bomsori
Fr, 5.2.: Michel Dalberto
Sa, 6.2.: Renaud Capuçon / Alexandre Kantorow / Victor Julien-Laferrière
Jeweils 19.30, Livestreams aus der Mauritius-Kirche Gstaad
www.sommetsmusicaux.ch
Klassik-Festivals
Verbier Festival
Fr, 16.7.–So, 1.8.
Vorverkauf ab Do, 28.1.:
www.verbierfestival.com
Gstaad Menuhin Festival
Fr, 16.7.–Sa, 4.9.
Vorverkauf ab Mo, 1.2.:
www.gstaadmenuhinfestival.ch
Lucerne Festival
Frühjahrs-Festival:
Fr, 26.3.–So, 28.3.
Sommer-Festival:
Di, 10.8.–So, 12.9.
Vorverkauf Frühjahr ab Di, 2.2.
Vorverkauf Sommer ab Di, 27.4.
www.lucernefestival.ch
Musikdorf Ernen
Mo, 2.7.–So, 12.9.
Vorverkauf läuft:
www.musikdorf.ch
Davos Festival
Sa, 7.8.–Sa, 21.8.
Vorverkauf läuft:
www.davosfestival.ch
Klosters Music
Sa, 31.7.–So, 8.8.
Vorverkauf läuft:
www.klosters-music.ch
Murten Classics
So, 15.8.–So, 5.9.
www.murtenclassics.ch
Festivals Septembre Musical Montreux-Vevey
Mi, 22.9.–Do, 30.9.
www.septmus.ch
Gotthard Klassik-Festival
Sa, 25.9.–Mo, 4.10.
www.andermatt-swissalps.ch