Der Künstler sitzt vor der Kamera wie ein Unternehmer. Diese Aufnahme des legendären französischen Fotografen Félix Nadar zeigt Jacques Offenbach als eine Persönlichkeit, die sich und der Welt nichts mehr zu beweisen hat – etwas selbstgefällig ohne ein anbiederndes Lächeln. Der deutsch-französische Komponist Offenbach stand um 1860 auf dem Höhepunkt des Erfolgs. Seine Zuversicht sollte sich als trügerisch erweisen. Denn es kam 1870/71 zum Deutsch-Französischen Krieg, und Offenbach geriet zwischen die Fronten, zwar nicht im Krieg, aber gesellschaftlich. Die Franzosen und die Deutschen hielten ihn gleichermassen für einen Verräter. Doch einer wie Offenbach rappelt sich auf. Er setzte seine Karriere in den USA und England fort.

In London hatte er einen gierigen Markt für seine kommerziellen Musiktheater gefunden. Dort konkurrenzierten ihn allerdings Bühnenleute wie der Komponist Arthur Sullivan und der Stückeschreiber William Gilbert, ein Duo, das den gut besuchten Westend-Bühnen Stück um Stück lieferte. Sie schafften ein paar Jahre früher mit der Justizfarce «Trial by Jury» den Durchbruch: Eine Verlobte verlangt vor Gericht finanzielle Entschädigung von ihrem Galan, der sie sitzen liess. Dieser will nicht zahlen, nach kurzem Hin und Her springt der Richter persönlich ein und verspricht, die Anklägerin zu heiraten. Die Farce ist nicht ganz so grotesk, wie man heute denken mag: Im viktorianischen England erhielten verlassene Verlobte von ihren Ex-Geliebten oft eine finanzielle Entschädigung.

Auch in Offenbachs «Les Bavards» geht es um Liebe und Geld: Ein verschuldeter Dichter verguckt sich in die Nichte eines wohlhabenden Bürgers – und hofft auf Liebesglück. Aber wie immer im Leben kommt zuerst alles etwas anders, als man denkt.   

ZKO Opera Box: Trial by Jury & Les Bavards
Premiere: So, 27.12., 16.00 ZKO-Haus Zürich
www.zko.ch