Manch etablierte Kinos leisteten sich früher Spezialreihen, in denen sie «den guten Film» zeigten, «Studiofilme» oder Nischenprogramme. Mit der wirtschaftlichen Verschlechterung des Kinomarktes sowie der Konkurrenzierung durch TV, DVD und Internet setzen kommerzielle Kinos heute fast ausnahmslos auf publikumswirksame Blockbusters. Filme für ein Nischenpublikum sind nur noch in Kinos zu sehen, die von Vereinen oder anderen Nonprofit-Trägerschaften betrieben werden – mit professionellem, aber oft ehrenamtlichem Engagement.
In diesen Häusern wird eine erweiterte Kinokultur gepflegt. Man zeigt Filme aus aller Welt in Originalsprache mit deutschen Untertiteln. Es gibt thematische Reihen, Dokumentarfilme, Reprisen und Vorpremieren. Oft sind Regisseure, Schauspieler oder Diskussionsrunden zu Gast, und der Kinobetrieb ist nicht selten eingebettet in ein kulinarisches Umfeld mit Bar oder Restaurant. An manchen Orten sind die Vorführsäle mit Kleinkunstbühnen kombiniert.
Bern Cinématte
www.cinematte.ch
Charakter: Das Kino gehört dem Kulturverein Cinématte an. Man will das Interesse an der schweizerischen und europäischen Filmkultur fördern. Aber es geht um mehr als Film: «Die Kombination von Gastronomie, Kino und Ambiente sind einmalig», sagt Betriebsleiter Bernhard Schürch.
Programm: Das Kino bietet eine Mischung aus Premieren und Reprisen. Premieren sind meist Filme, die sonst kaum oder gar nicht ins Kino kämen. «Aber auch Klassiker von Hitchcock bis Almodovar finden bei uns Platz», sagt Schürch.
Basel Kult.Kino (Atelier 1/2/3, Camera 1+2, Club)
www.kultkino.ch
Charakter: Viele Kinoevents wie Vorpremieren oder Premieren mit Fragerunde in Anwesenheit von Regisseur oder Protagonisten. Etwa 150 Premieren pro Jahr.
Programm: Vor allem Arthouse-Filme, vornehmlich aus Europa. Kleine Filme, die zum Denken anregen, statt Blockbuster. «Brainstream statt Mainstream ist unsere Devise», sagt Mitarbeiterin Romy Gysin.
Bern Kino in der Reitschule
http://reitschule.ch/reitschule/kino
Charakter: Seit 1988 werden im berühmten ehemaligen Pferdestall Filme auf eine Leinwand projiziert. «Wir sind ein sogenanntes ‹Off-Kino›. Wir bieten Filmen eine Plattform, die den Weg sonst ins Kino nicht finden», sagt Carlo Bischoff, Mitglied der Kinogruppe. Jeder kann sich im Kollektiv engagieren.
Programm: Das Programm richtet sich nach den Interessen der jeweiligen Mitglieder, üblicherweise politische oder politisierende Filme, etwa über die Verhältnisse in der Türkei.
Luzern Stattkino
www.stattkino.ch
Charakter: Der Name Stattkino ist Programm: Man ist anders als die andern, ein «Anstatt-Kino». Seit über 20 Jahren sind Filme zu sehen, die sonst in Luzern keine Chancen mehr hätten – meist künstlerisch wertvoll.
Programm: Ein Film muss das Publikum berühren, aufwühlen oder provozieren. Wenn das nicht der Fall ist, wird auf den Film verzichtet.
St. Gallen Kinok
www.kinok.ch
Charakter: Das Kinok ist das grösste Programmkino der Ostschweiz. Pro Monat laufen etwa 25 Filme. Pro Tag mindestens zwei, an den Wochenenden bis zu sechs Filme. Ein Schwerpunkt ist der Austausch zwischen Filmschaffenden und Publikum. «Wir haben jeden Monat mehrere Gäste, die in Filme einführen oder diese diskutieren», sagt Sandra Meier, Leiterin des Kinok. Neben Vorträgen gibt es musikalisch begleitete Stummfilmvorführungen.
Programm: Das Kinok bietet eine Mischung aus Premieren von Studiofilmen und Reprisen.Die Betreiber wollen «dem Publikum die Filmgeschichte von den Anfängen bis heute nahebringen».
Uster ZH Qtopia
www.qtopia.ch
Charakter: Qtopia – Kino+Bar gibt es seit 12 Jahren, ein siebenköpfiges Kollektiv führt es ehrenamtlich. Als das kommerzielle Kino in Uster schliessen musste, konnte Qtopia in dessen Räume ziehen und ist heute das einzige Kino in Uster.
Programm: Man ist spezialisiert auf Arthouse-Produktionen aus aller Welt. Schweizerfilme werden speziell berücksichtigt. Filme laufen im O-Ton und mit Untertiteln. Es gibt vier Spezialprogramme:
- Das Kissen-Kino für Kinder und Familien, einmal pro Monat
- Sonntagsmatinée mit Podiumsgästen wie Regisseuren oder Experten
- Cinedolcevita, das Seniorenkino am Montagnachmittag, einmal pro Monat
- Dienstag, aktuell programmiert
Zürich Filmpodium
www.filmpodium.ch
Charakter: Das Filmpodium ist ein Kulturangebot der Stadt Zürich in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque Suisse in Lausanne. Man will das Verständnis für den Film als Kunstform fördern, darum liegt der Schwerpunkt des Filmpodiums auf der Vielfalt dieses Mediums im aktuellen Schaffen und in der Filmgeschichte.
Programm: Es soll ein guter Mix sein, auch wegen des Stammpublikums, das mehrmals pro Woche ins Kino kommt. Im Mittelpunkt des Angebots stehen sechswöchige Zyklen zu ausgewählten Regisseuren, Schauspielern, Ländern, Themenkreisen und Genres. Man arbeitet mit anderen Institutionen zusammen und zeigt zum Beispiel das Porträt einer Künstlerin, die in einem Museum ausgestellt wird.
Zürich Xenix
www.xenix.ch
Charakter: Das Xenix versteht sich als kuratiertes Reprisenkino. Dank Bar und gemütlicher Gartenwirtschaft ist es auch ein beliebter Treffpunkt.
Programm: «Das Augenmerk liegt auf dem Independent-Film der letzten 30 bis 40 Jahre, gespickt mit speziellen Premieren», sagt Ko-Programmleiter Reto Bühler. Es laufen jeden Monat eine bis zwei thematische Filmreihen oder Personen-Retrospektiven. In der Reihe «Meet the Talent» stellen Nachwuchsregisseurinnen und -regisseure ihre Filme vor.
Biel Filmpodium
www.filmpodiumbiel.ch
Charakter: Das Filmpodium ist ein Verein, der seit 1986 die Bieler Kinoszene beherrscht. Spezialisiert auf Reprisen oder Filme, die es nie auf die grosse Leinwand schaffen. Es gibt Veranstaltungen mit Filmschaffenden als Gästen, im Sommer laufen die Filme Open Air auf der Terrasse. Zweimal im Jahr veröffentlicht das Filmpodium im Rahmen von Ecole&Cinéma pädagogische Dossiers für Schüler und Lehrer. Das Filmpodium arbeitet mit anderen Institutionen zusammen: Während der Bieler Fototage vor zwei Jahren lief etwa ein Zyklus zum Thema Voyeurismus im Film.
Programm: Die fünfwöchigen Programme sind einem Thema, Darsteller oder Genre gewidmet. Es gibt jährlich zehn Zyklen; drei sind fest definiert:
- Südamerikanische Filme in Zusammenarbeit mit Filmar en America Latina, Genf
- Cinema Italiano, in Zusammenarbeit mit Cinélibre, Bern
- Neue Schweizer Filme (Auswahl von Solothurn und Tour de Berne)
Wettingen Kino Orient
www.orientkino.ch
Charakter: Das Orient ist mit 91 Jahren eines der ältesten Kinos der Schweiz. In der Bar, einem beliebten Treffpunkt, finden regelmässig Gespräche zwischen Filmemachern und Gästen statt.
Programm: «Ich stelle jeden Monat ein neues Programm zusammen», sagt Walter Ruggle, Filmpublizist und Leiter von Trigon-Film. «Wir zeigen Premieren aus aller Welt, aktuelle Spiel- oder Dokumentarfilme, Klassiker, thematische Reihen, immer wieder Ko-Produktionen mit anderen Kulturorten oder Institutionen der Region.»
Weitere nicht kommerzielle Kinos in der Deutschschweiz (ohne Filmclubs):
Aarau: Freier Film
www.freierfilm.ch
Affoltern am Albis ZH: Kinofoyer Lux
www.kinolux.ch
Basel: Stadtkino/Liestal: Landkino
www.stadtkino.ch
Brugg AG: Odeon
www.odeon-brugg.ch
Dübendorf ZH: Orion
www.kino-orion.ch
Frauenfeld: Kino Luna
www.cinemaluna.ch
Freienstein ZH: Neues Kino
www.neueskino.ch
Frick AG: Monti
www.fricks-monti.ch
Heiden AR: Rosenthal
www.kino-heiden.ch
Ilanz GR: Sil plaz
www.cinemasilplaz.ch
Liestal: Sputnik
www.palazzo.ch
Männedorf ZH: Wildenmann
www.kino-maennedorf.ch
Meiringen BE: Cinema Meiringen
www.cinema-meiringen.ch
Olten: Lichtspiele
www.lichtspiele-olten.ch
Pfäffikon ZH: Rex
www.kinorex.ch
Rheinfelden AG: Studiokino
www.studiokino.ch
Romanshorn TG: Roxy
www.kino-roxy.ch
Solothurn: Uferbau
www.kino-uferbau.ch
Thusis GR: Kino Rätia
www.kinothusis.ch
Wetzikon ZH: Kultino
www.kultino.ch
Winterthur: Filmfoyer
www.filmfoyer.ch
Winterthur: Nische
www.kinonische.ch